Gefräßige Wolkentupfer

Daniela Dietmann und Stefan Bombaci im Feld für Kunst

War hier nicht mal ein Fitness-studio, direkt neben Aldi? Die wandernde Galerie Feld der Kunst zeigt derzeit die Ausstellung „Ich weiß nie, atme ich gerade oder nicht“. Das Kunstduo, bestehend aus Daniela Dietmann und Stefan Bombaci, begeistert sich dabei für verschiedene Oberflächen und präsentiert Minimal-Videoarbeiten.

Ein Monitor etwa zeigt einen 180-Grad-Schwenk durchs Büro. Mehrfach wird die Raumbewegung gegeneinander ausgespielt. Als fest verorteter Schwenk auf dem Schreibtischlaptop und auf dem ins Bild montierten LCD-Sucher einer DV-Kamera, der wie ein Effekt wirkt und geschickt manuell ins Bild gesetzt ist. Die Kamera tastet verschiedene Oberflächen ab: Glitzerfolie, Plastikholzfurnier und matt gestrichene Tür. Dabei fasziniert aber nur die gegenläufige Raumbewegung der Kamera.

In der Installation daneben sind drei Spiegeltüren aufgehängt. Ein Dia mit einer Ausstellungsankündigung für das Jahr 2038 in Kopenhagen wird darauf projiziert. Die Türen schwingen durch leichten Wind und bieten ein Schauspiel wandernder Lichtreflexionen. Doch spielen die Tore zum Zukunftsraum recht symbolschwer ins Bewusstsein.

Daneben zeigt der Stuttgarter James Schrade sieben düstere Fotos. Lyncheske Bilder sind das Ergebnis seiner langjährigen Fernbeziehung zu Hamburg. In Stuttgart umfingen ihn die intensiven Momente aus Hamburg, und er beschloss, das Erinnerte mit dem Stuttgarter Himmel zu überlagern. So entstanden rot-orange Bilder, deren Details von schwarzen Wolken verhängt sind – die in der Erinnerung verblassten Punkte. „Rost“ nennt er seine Reihe und spielt auf den mnemonischen Veränderungsprozess in seinem Kopf an.

Die vierte im Bunde ist Susanne Platz mit einer langjährigen Portraitsammlung namens „Unter Uns 1990–2004“ aus ihrer 17 Jahre dauernden Fernbeziehung. Mal erwischte sie ihren Liebsten schnappschussartig in der Badewanne oder vorm Kühlschrank. Dann wieder vorsichtig mit Raum für Selbstinszenierung. Aus den Bildern spricht eine eigentümliche Nähe, die die Person mal schutzlos und mal vorbereitet dem Betrachter näher bringt. Torsten Bruch

Do+Fr 18–21, So 16–20 Uhr, Feld für Kunst, Eimsbütteler Chaussee 85; bis 7.6.