piwik no script img

München? War da was?

Deutschland schrumpft und schrumpft

Schicksalsschlag, Paukenschlag: Das Millionendorf im Süden dieser unserer Bundesrepublik, die Stenz- und Stenzinnenkapitale Bayerns, kurz: München, von den wenigen verbliebenen Einheimischen auch Minga genannt, dieses München gibt es gar nicht! Angeblich sollen rund 1,4 Millionen Menschen dort leben, biertrinken und schnackseln, doch das stimmt schlicht und einfach nicht!

Denn: Zum „Stichtag 15. Mai 2022“ lebten „82,7 Millionen Menschen in Deutschland – rund 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner weniger, als bislang auf Basis der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung angenommen wurden“, so die zahlenkräftige Präsidentin des Statistischen Bundesamtes Ruth Brand am Dienstag in Berlin. Ja servus! „Bevölkerungswachstum Deutschlands geringer als bisher“ vermutet, folgerte denn auch die dpa daraus, vergaß aber korrekt anzugeben, dass Bielefeld durchaus existiert, lebt und gedeiht, München aber nun eben nicht mehr.

„Der Zensus ermittelt die Bevölkerungszahlen aller 10.786 Gemeinden Deutschlands. In 56 Prozent dieser Gemeinden habe es am 15. Mai 2022 mindestens ein Prozent weniger Menschen gegeben“, tickerte es weiter. Auch das ist falsch: Wenn es München gar nicht mehr gibt, was ja stimmt, dann muss es statt „10.786 Gemeinden“ bittschön aber auch nur 10.785 Gemeinden für den Zensus geben. Denn die Wahrheit will bei der Wahrheit bleiben, was München angeht, diese einstige überaus schöne, aber doch auch saftig langweilige und nun mir nichts dir nichts verschwundene Ex-Landeshauptstadt!

Nicht völlig von der Landkarte gekippt wie die Feld-Wald-Wiesn-City, aber heftig dezimiert ist dem aktuellen Zensus zufolge Köln, wo „zum Stichtag 5,6 Prozent weniger Menschen lebten als angenommen. Köln bleibe aber trotzdem Millionenstadt, sagte Thomas Gößl, der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Statistik. Zum Verschwinden Münchens sagte Gößl nichts, kein Wunder – der Hauptsitz seines Landesamts liegt in Fürth, und die Franken konnten die Münchner noch nie leiden! Bleibt uns abschließend hier und jetzt nur die konkludierende Frage: München – war da was?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen