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Wenn Trennendes kunstvoll überwunden wird

La Strada ist ein jährlich stattfindendes Straßenkunstfestival in Bremen. Am frühen Sonntagabend läuft der letzte Act: Die sechs Akro­bat:in­nen von Cirque on Edge bauen eine Holzbrücke über den Wallgraben in der Innenstadt, schwingen und springen über das Wasser, lassen sich fallen in die Hände ihres Gegenübers auf der anderen Seite. Zwischendurch ziehen sie sich in Gruppen zurück, kappen den Kontakt zu ihren Mitmenschen. Ein poetisch-politisches Stück voller Spannungsmomente.

Auf dem Rückweg nehmen wir die Sielwallfähre über die Weser, sie verbindet den einen Stadtteil mit dem anderen. Der Kassierer hat miserable Laune, er ist jung, um die 20. Wenig geschlafen? Beim Anlegen unterhält er sich mit dem einzigen anderen Passagier. „Ich wollte immer nach Portugal auswandern“, sagt der, „aber die sind ja noch rechter als die Deutschen.“ Es geht um die Europawahl, ich hatte sie ganz vergessen. – „Was sagt die Hochrechnung?“, frage ich. – Der Kassierer stöhnt: „CDU ist stärkste Partei.“ – Könnte schlimmer kommen, denke ich. – „AfD zweitstärkste.“

Bremen

569.400 Ein­wohner*innen.

Bei der Europawahl trotzte Bremen als eine der letzten verbliebenen roten Inseln dem Trend: Die SPD lag mit 21,2 Prozent vorn, die CDU erhielt 19,6, die AfD 9,1 Prozent der Stimmen.

Ich erinnere mich an den Festivalschluss, an den artistischen Aufruf, Trennendes zu überwinden. Ob AfD-Wähler:innen im Publikum waren? Welches Stück haben sie gesehen? Eiken Bruhn

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