Die Zukunft Gazas: Gallant fordert Netanjahu heraus
So direkt ist Kritik aus den eigenen Reihen selten zu hören: Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant hat in einer ungewöhnlich offenen Rede seinen Chef, Premierminister Benjamin Netanjahu, herausgefordert und sich klar gegen eine israelische Kontrolle über den Gazastreifen nach dem Krieg ausgesprochen. „Ich werde der Errichtung einer israelischen Militärherrschaft nicht zustimmen“, sagte Gallant am Mittwoch in einer TV-Ansprache. Israel dürfe in Gaza auch „keine zivile Regierungskontrolle errichten“.
Die Frage nach dem „Tag danach“, der Netanjahu seit Monaten aus dem Weg geht, ist völlig offen. Palästinensische Kräfte jenseits der Hamas sind kaum in der Lage, das Gebiet zu kontrollieren. Dass Drittstaaten eine Militärmission entsenden, zeichnet sich auch nicht ab. Währenddessen werden in Israel Stimmen laut, die eine Wiederbesiedlung des Gebiets unter israelischer Militärkontrolle fordern, auch innerhalb des Kabinetts. Netanjahu selbst argumentiert, die Frage könne erst diskutiert werden, wenn die Hamas besiegt sei.
Gallant sagte, er habe dies seit Oktober „immer wieder“ im Kabinett angesprochen, jedoch „keine Antwort erhalten“. Er forderte eine „Regierungsalternative zur Hamas“. „Palästinensische Akteure“ müssten nach der Hamas den Gazastreifen kontrollieren, begleitet von internationalen Akteuren. Von mehreren Hardliner-Ministern erntete Gallant heftige Kritik für seinen Vorstoß.
Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir forderte seinen Rausschmiss.
Jannis Hagmann
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