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Archiv-Artikel

pro zentralbahnhof Der ICE ist kein Vorortzug

Warum fahren die meisten Berliner U-Bahn, wenn sie quer durch die Stadt wollen, und meiden den Bus? Weil Busse an jeder Pommesbude anhalten, ist man mit der U-Bahn einfach schneller, selbst wenn man dafür weiter laufen muss.

Genauso ist es mit dem ICE. Er ist kein Vorortzug, der seine Fahrgäste möglichst vor der Haustür abholt. Vielmehr verspricht er eine schnelle Verbindung von A nach B, weil er das flache Land mit hohem Tempo durchquert und möglichst selten hält. Denn jeder Stopp kostet Zeit. Wer für teures Geld den schnellsten Zug der Bahn wählt, will vor allem eins: zügig raus aus der Stadt. Ob er dafür am schnuckeligen Savignyplatz vorbeizuckelt oder durch die Industriebrache in Moabit braust, ist dem Kunden herzlich egal – Hauptsache, er kommt weg vom Fleck. Dafür ist ein zentraler ICE-Bahnhof unumgänglich.

Und der widerspricht keineswegs dem dezentralen Pilzkonzept, das die Berliner Stadtteile mit Bahnlinien verbindet. Im Gegenteil: Erst ein durch Zulieferzüge an die über Berlin verteilten Stadtteilhaltestellen angeschlossener Hauptbahnhof macht Sinn. Mit der S-Bahn wird dieser gut zu erreichen sein. Nur mit dem Anschluss an Bus und Tram hapert es noch. Statt über Bahnchef Mehdorn zu jammern, sollte der Senat lieber die Verbindung des Lehrter Bahnhofs mit dem Straßenbahnnetz vorantreiben.

Dann könnte in letzter Konsequenz auch der für 90 Prozent der Berliner ICE-Kunden nur zeitraubende Halt in der Spandauer Pampa endlich gestrichen werden. Wer es gemütlich haben will, wie in der guten alten Zeit, soll den Regionalexpress nehmen – der hält auch in Zukunft weiter an den Vorortstationen Zoo und Ostbahnhof. GEREON ASMUTH