KOMMENTAR: KLAUS IRLER ÜBER DIE KUNSTAKTION IM GÄNGEVIERTEL
: Aus Fehlern lernen

Die jungen Künstler gehen nach Berlin, aber auch Barcelona hat Hamburg in Sachen Kreativität abgehängt.

Hamburg ist eine reiche Stadt mit viel Angebot im Bereich der Hochkultur. Um aber international als Kulturmetropole wahrgenommen zu werden, dafür fehlen der Stadt jene Künstler, die erst im Werden sind. Jene, die über ihre Ideen nicht in erster Linie im Hinblick auf ihre Verwertbarkeit nachdenken. Es sind vor allem die Mietpreise, die sie aus der Stadt treiben. Sie gehen nach Berlin, aber auch Barcelona hat Hamburg in Sachen Kreativität abgehängt.

Der Senat versucht, da gegenzusteuern. Aber es gelingt ihm nur mühsam: Eine Kreativagentur hat er gegründet und einen Fonds für Kreativ-Immobilien. Die Agentur wendet sich vor allem an Designer, Werbefachleute sowie die IT-Branche, Branchen, die mit künstlerischer Freidenkerei nur am Rande zu tun haben. Der Fonds für Kreativ-Immobilien könnte zumindest etwas helfen – wenn er sich nicht nur auf Bürogebäude in Volksdorf bezieht, die die Künstler anwärmen sollen, bis die nächste Versicherung kommt.

Vor diesem Hintergrund ist die Aktion im Gängeviertel gut und wichtig. Gleichzeitig geht sie ins Leere: Die „besetzten“ Häuser gehören der Stadt nicht, also kann sie dazu auch wenig sagen. In dieser Volte steckt das Dilemma: Der Senat kann seine Immobiliengeschäfte und die Mietpreisentwicklung nicht rückgängig machen. Aber aus Fehlern lernen, das könnte er.