meinungsstark:
Kämpft für einen Waffenstillstand!
„Postkolonialismus und Shoah-Forschung: Wege aus der Dichotomie. Seit dem 7. Oktober tobt ein Pingpong der Vorwürfe: „Ihr seid Antisemiten“ versus „Ihr seid Rassisten“. Ein Plädoyer für mehr Differenzierung“, wochentaz vom 30. 3. 24
Da krepieren seit Monaten täglich in Nahost und in Osteuropa hunderte Kinder, Frauen, Männer durch unerträgliche Gewalt von High-Tech- und KI-Waffen – und gut bezahlte Akademiker*innen forschen daneben weiter munter vor sich hin, leisten sich spitzfindigen wissenschaftlichen Schlagabtausch und erheben Anklage: „Ihr seid Antisemiten“ versus „Ihr seid Rassisten“. Wem hilft das, wenn nah und fern diese unseligen Kriege die Erde zerstören? Wenn weltweit die Elendsten, Ärmsten und „Unschuldigen“ getötet werden? Wenn alle noch mit einem Quantum Restvernunft beschenkten Mitmenschen nur noch stöhnen: Wann endlich einigen sich genügend einflussreiche Politiker*innen auf eine Strategie, die den Anfang erzwingt, dass die Kontrahenten die Waffen niederlegen, so dass nachhaltig ein Waffenstillstand eintreten kann?
Gegenwärtig ist doch nichts gleichgültiger als die Frage: Welches ist denn nun das überragendste Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das alles in der Geschichte Gewesene und Kommende in den Schatten stellt?
Ist es der Antisemitismus, der Kolonialismus-Imperialismus oder der nahezu ewige Rassismus?
Das alles überragende Verwerfliche und Unmenschliche? Wenn nah und auch fern von mir Massenmorde und Krieg ausbrechen – und ich als noch „in Frieden gelassener Nachbar“ nicht alles in meiner Macht Stehende aufwende und wage, dass das Töten aufhört! Michael Rannenberg, Berlin
Definiere „Pazifismus“ neu?
„Leserbrief ‚Ich wäre gerne Pazifist‘“, taz vom 3. 4. 24
Seit dem Überfall auf die Ukraine bin auch ich der Meinung, dass der Pazifismus sich neu definieren muss. Der Leserbrief gerät in seiner Kritik des „traditionellen Pazifismus“ aber auf Abwege. Er behauptet, dieser blende die Gräueltaten der Hamas aus und ergreife Partei für eine Seite. Tut er das? Die Ostermarschierer wollten, dass die Bombardierung des Gazastreifens jetzt beendet wird und die humantäre Hilfe endlich Zugang zu diesem aktuell vermutlich schlimmsten Notstandsgebiet weltweit bekommt. Wenn die Hamas nicht auf Transparenten der Protestierer erwähnt wird, bedeutet das doch nicht, dass man sie unterstützt! Was der Leser so lapidar das „Leiden der Palästinenser“ nennt, ist eine humanitäre Katastrophe. Rechtfertigt der bestialische Terror der Hamas, dass man die Bevölkerung des Gazastreifens so massiv bombardiert und sie aller ihrer Lebensgrundlagen beraubt? Darf man dagegen nicht protestieren, ohne die Hamas zu erwähnen? Kriege mögen bisweilen unvermeidbar sein, aber „Kollateralschäden“ in diesem apokalyptischen Ausmaß sind vermeidbar. Israel lässt bei seiner Reaktion auf den Terror leider jedes Maß vermissen. Eduard Belotti, Augsburg
Wirtschaftswölfe im Schafspelz?
„Batteriewerk in Norddeutschland: Fabrik in Dithmarschen-Tempo“, taz vom 25. 3. 24
So richtig verstehe ich es nicht, dass für die ach so grüne Zukunft erst mal hunderte Hektar Wald und Natur zerstört werden müssen – für Produkte, die nur ein paar Jahre halten und dann wieder im Müll landen. Selbst wenn man einiges recycelt – der Ressourcenverbrauch für das Auto ist enorm. Man macht den gleichen Fehler schon wieder, wenn man alles nur auf eine Energieform setzt. Besser wäre es, Bahn- und Busverkehr auszubauen und gratis zu ermöglichen. Diese Giga-Manie hatten wir schon in der Landwirtschaft.
Wirtschaftspolitisch ist es ein Debakel, wenn einzelne Firmen mit hunderten von Steuermillonen oder gar Milliarden gepampert werden – und ihre eigene Steuer womöglich in anderen Ländern bezahlen. Die ländliche Infrastruktur, die ökologischen Kreisläufe vor Ort werden zerstört. Für mich sind die Grünen nur noch der Wolf im Schafspelz, das hat nichts mehr zu tun mit den Grünen der 1970er Jahre, sondern nur noch mit Machterhalt. Lina Cottäus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen