das wetter: Wadenbeißer
Die Kurkapelle kartätschte gerade einen zünftigen Lorbass, als der piekfein bestrumpfte Eintänzer Timpe das Parkett betrat. Sehnendes Juchzen entfloh mancher Damenkehle, ein beleibter Herr im Cut nässte quiekend ein, doch Chouchou zog das Näschen kraus und bleckte die Zähnchen. Wenn Timpe es wagen sollte, Wade zu zeigen, hatte der Anstandswauwau vom Tanzcafé Grigoleit strengen Beißbefehl. Doch das erfahrene Knickebein gab sich keine Blöße. Timpe wirbelte über das Parkett, verlor bei seinen Pirouetten, Traversalen und Rittbergern zwar Toupet, Gebiss und ein gerüttelt Maß Verstand, doch die maßgefertigten Kompressionsstrümpfe aus Brüsseler Spitze hafteten unverrückt am Greisenbein. Enttäuscht ließ Chouchou das Köpfchen sinken. In der nächsten Woche war ja wieder Tanztee, tröstete sich der gewiefte Wadenbeißer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen