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Es isst Kalifin al-Swift

Megastar mischt sich heimlich unters Volk

Schnappatmung bei der sagenhaften Superstar-Agentur dpa am Mittwoch! „Pop-Superstar Taylor Swift hat in Sydney mit einer Freundin ohne Vorankündigung ein italienisches Restaurant im Stadtteil Surry Hills besucht“, kreischte dpa gestern wie von Sinnen durch die Ticker und versuchte, die eigene Hysterie zu erklären: „Megastar Taylor Swift kann derzeit nirgends unbehelligt essen gehen. Aber in Sydney hat sie es versucht – zur Überraschung der Restaurantgäste.“ Und zu unserer Überraschung, dass dieser Besuch eines Restaurants am Arsch der Welt zu einer schrillen Meldung führte. Miss Americana geht essen, und die dpa-Swifties werden feucht hinter den Ohren. Und folgen einem kindlichen, wenn nicht kindischen Märchenmuster. Denn die Geschichte von der Pop-Königin, die heimlich unters Volk geht, erinnert schon sehr an die Märchen aus 1001 Nacht, wenn der Kalif Harun al-Raschid aus Langeweile oder um die Zufriedenheit des Volkes festzustellen, nachts in einfacher Kleidung durch die Straßen von Bagdad wandert. Doch bedenke, dpa! In Wirklichkeit war der Kalif Harun al-Raschid gar kein gütiger Herrscher, der sich Sorgen über die einfachen Leute machte, sondern ein zutiefst grausamer Herrscher. Hoffentlich ist die Kalifin Taylor al-Swift da märchenhafter.

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