: Wenn Verweigerung sich wirklich freudig äußert
Aus der Passage geht es links raus auf den Andreasplatz, an der Kirche vorbei Richtung Altstadt. Die Sonne scheint, es ist später Vormittag und so ziemlich überhaupt nichts los hier in Hildesheim und niemand unterwegs, außer die kleine Familie, die sich jetzt, eben noch da oben auf der Höhe des „Kleinen Röstwerks“ rasch bergab nähert.
Familie ist selbstverständlich bereits eine Deutung der Szene. Es handelt sich um eine Frau, die, obschon recht zügig unterwegs und ungeachtet der Unebenheiten des Pflasters, etwas in ihrem Smartphone managt. Vor ihr, ein fideles Lied schmetternd, galoppiert ein Junge von höchstens sechs Jahren im Hopserlauf den Bürgersteig hinab. Dabei lässt er die Hand seiner kleinen Schwester nicht los, die trippelnd bemüht ist, Schritt zu halten – schon allein, damit am Arm nicht zu dolle gezerrt wird.
Hildesheim
104.525 Menschen nutzen die kleinste Großstadt Niedersachsens als Erstwohnsitz. Romantiker besuchen den 700-jährigen Rosenstock am Dom, Kenner eher die um 1015 gegossene, bronzene Bernwardstür, die der älteste plastische Bilderzyklus Deutschlands schmückt.
Eine schöne, einfache, regelrecht ansteckende Melodie hat das Liedchen. Noch ist der Text undeutlich, aber jetzt kommt die kleine Gruppe näher, und auch die Worte werden verständlich: „Wir haben kein Bock!, wir haben kein Bock“, singt der Junge ganz vergnügt mit seinem prima Knabensopran, „wir haben kein Bock!, wir haben keinen Bock!“ Benno Schirrmeister
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