: Blauer Teppich für Grünes
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis zielt unter anderem darauf ab, „dass das sperrige ‚N-Wort‘ für immer mehr Menschen immer mehr Bedeutung bekommt“
Der Name klingt nicht originell, hat sich aber seit der Gründung im Jahre 2008 zu einem Event mit großer medialer Resonanz entwickelt: So war die Verleihung des 16. Deutschen Nachhaltigkeitspreises (DNP) in Düsseldorf im grauen November 2023 ein illustres Happening mit fünf Wettbewerben, über 800 Bewerber:innen und rund 2.000 Gästen.
Die Preise werden an „vorbildliche Akteure“, an Projekte, an Initiativen, an Kommunen, Verbände, Unternehmen, Vereinigungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Forschungseinrichtungen vergeben. Mit den Auszeichnungen und der damit verbundenen medialen Präsenz wollen die Veranstalter die Prämierten nicht nur für ihr nachhaltiges Engagement auszeichnen, sondern darüber hinaus einer breiten Öffentlichkeit wegweisende Beispiele zeigen, die den Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft ebnen helfen. Kurzum, die Ausgezeichneten zeigen „Sustainability made in Germany“, demonstrieren, wie ein jeder den Herausforderungen der Nachhaltigkeit begegnen und gleichzeitig neue Wettbewerbschancen eröffnen kann.
Entsprechend breit ist auch die Reihe der Kategorien, für die der DNP vergeben wird, und damit die Palette der kürzlich gekürten Gewinner. Für den Bereich Aus- und Weiterbildung etwa wurde der Verein Acker ausgezeichnet (siehe Artikel oben). Der DNP für die nachhaltigen Vorreiter unter den Wasch- und Reinigungsmittelherstellern wiederum ging an Sonett, weil das Unternehmen sich vorbildlich transformiert. Als Vorreiter in der Kategorie nachhaltiger Landwirtschaft und Fischerei erhielt mit der Fattoria La Vialla ein biodynamisch wirtschaftendes Familienunternehmen den DNP.
Den Preisträgerinnen hat man zwar keinen roten, dafür aber einen blauen Teppich ausgerollt. Und zwar mit reichlich sportlichem Glamour, denn erstmalig wurden im vergangenen Jahr in der neuen Kategorie „vorbildliche Beiträge zur Transformation im Sportsektor“ prämiert. Da durfte die für den Sport zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser nicht fehlen: Sie ließ es sich nicht nehmen, die Sportlerpreise zu überreichen. Außerdem wurde zum ersten Mal seit Bestehen auch ein sogenannter internationaler DNP verliehen, der an die Kaffeekooperative Rwashoscco ging, und an Jeckybeng, ein Labor für funktionelle Eigenschaften von nachhaltigen Textilien.
Obendrein gab es dann auch noch ein bisschen Hollywoodflair: Eine bunte Reihe von Prominenten erhielten Ehrenpreise für ihren Nachhaltigkeitseinsatz: CNN-Frontfrau Christiane Amanpour, Sängerin Macy Gray, Klaus Töpfer und „Formel-1-Legende“ Sebastian Vettel (erst 36 Jahre jung, aber schon jetzt Legende?), der sich kritisch über den wahrlich wenig nachhaltigen Rennsportzirkus geäußert hat. Hinzu kommen noch die junge deutsche Musikerin Zoe Wees und die seit vielen Jahren erfolgreiche Band Culcha Candela, die die Preisverleihung mit ihrer Musik bereicherten.
Initiiert wurde der Preis einst von Stefan Schulze-Hausmann. Er brachte im Vorfeld zur ersten Verleihung vor nunmehr 16 Jahren viele Akteure und Projekte zusammen, die mithilfe der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis sowie der Unterstützung der Bundesregierung den Preis bis dato ausloben. Seit den Neunzigerjahren arbeitet Schulze-Hausmann in der Kommunikationsbranche, agiert als Journalist und Moderator. So hat er fürs Fernsehen (ZDF, 3sat) unzählige Sendungen produziert, in denen es schwerpunktmäßig um Wissenschaft, Umwelt, Politik und Nachhaltigkeit ging. „Nachhaltigkeit ist die Lebensaufgabe unserer Generation. Jeder ist an seinem Ort gefordert, einen Beitrag zu leisten. Ich möchte meine Erfahrungen und Möglichkeiten einsetzen, um die Akteure zu motivieren, noch mehr als bisher soziale und ökologische Probleme zu lösen. Und ich will dafür sorgen, dass das sperrige ‚N-Wort‘ für immer mehr Menschen immer mehr Bedeutung bekommt“, so Schulze-Hausmanns Credo.
Die Vorbereitungen für den 17. DNP, der wieder im November in Düsseldorf vergeben werden soll, laufen schon wieder auf Hochtouren. Wer sich also als Entrepreneur, nachhaltiges Start-up oder Architekt:in einer besseren Welt begreift, ist eingeladen, sich mit innovativen Beiträgen für einen nachhaltigen Wandel zu bewerben. Der blaue Teppich wartet schon!
Dierk Jensen
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