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Wenn Schwimmer schon nach Sommer schmecken

Wir sind gerüstet. Mützen, dicke Pullover, Thermoskannen, Wärmepflaster, belegte Brote, kandierte Ingwerschokolade. Das Auto ist voll, die Vorfreude groß. Es geht jedoch nicht auf Himalaja-Expedition, nein, noch nicht mal in den Harz. Wir fahren lediglich in den Süd­osten Hamburgs, zum bei Som­mer­frisch­le­r*in­nen beliebten Boberger See.

Aber im Januar? Es ist der erste schöne Tag des Jahres, doch Badewetter ist das selbst für coole Hanseaten nicht. Meine Mitstreiterinnen sind unerschrocken und schon zum dritten Mal zum Eisschwimmen hier. Fünf Grad zeigt das Thermometer, was ich glatt anzweifele. „Ist doch gar nicht so kalt“, prahle ich laut atmend, während ich über den morastigen Grund stake. Ich tauche bis zum Hals ein. Es fühlt sich an, als würde mein Körper mit 100.000 Nadeln attackiert. Schon nach 30 Sekunden hüpfe ich raus, die anderen halten etwas länger aus. Wir lachen, wärmen uns am Tee.

Hamburg-Bergedorf

132.900 Ein­wohner*innen.

Der Boberger See findet sich in Hamburgs grünstem Bezirk. Er entstand durch Ausbaggern von Sand für den Bau des nahe vorbeiführenden Abschnitts Hamburg–­Lübeck der damaligen Reichs­autobahn.

Ein paar Meter neben uns gehen zwei Mittzwanziger ins Wasser, gemütlich plaudernd, von Schnappatmung keine Spur. Sie tauchen unter, beginnen zu kraulen. Schwimmen einfach so, als wäre es Sommer. Jan Paersch

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