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Archiv-Artikel

Kulturforum unter Schutz

Der Kampf zwischen Befürwortern und Gegnern des Kulturforums geht weiter. Ensembleschutz bedeutet Rückschlag für die Bebauungspläne des Senats. SPD-Fraktion diskutiert noch

VON UWE RADA

Im Kampf um das Kulturforum hat Hans Stimmann (SPD) einen herben Rückschlag erlitten. Nachdem der Senat Ende April den Plan des Senatsbaudirektors zur Bebauung des Areals mit Blöcken und Türmen abgesegnet hatte, wurde das gesamte Ensemble zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie nach den Plänen des 1972 verstorbenen Architekten Hans Scharoun unter Denkmalschutz gestellt.

Mit dieser Entscheidung des Landesdenkmalamtes wird eine Bebauung nach den Plänen von Hans Stimmann wesentlich erschwert. Darüber hinaus wurde nach der Philharmonie und der Neuen Nationalgalerie auch die Staatsbibliothek als Einzelgebäude unter Schutz gestellt. Ob am nördlichen Rand der Bibliothek deshalb der neungeschossige Stimmannturm errichtet werden kann, steht deshalb mehr denn je in den Sternen.

Der Architekt der Staatsbibliothek, Edgar Wisniewski, begrüßte gestern die Entscheidung der Berliner Denkmalschützer. Damit erhöhten sich die Chancen, so Wisniewski, das Kulturforum im Sinne der Pläne von Hans Scharoun weiterzuentwickeln. Genau gegen die Scharoun-Planungen ist der Masterplan Stimmanns gerichtet. Während einer Besichtigungstour auf dem Kulturforum am Freitagabend nannte der Senatsbaudirektor das Forum einen „Friedhof unserer Vergangenheit“ (siehe Text unten).

Aber auch politisch ist die Bebauung Stimmanns, der zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie insgesamt sieben neue Gebäude errichten möchte, noch nicht in trockenen Tüchern. Bereits nachdem der Senat den von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) eingebrachten Masterplan beschlossen hatte, hatte der SPD-Fraktions- und Landeschef Michael Müller Bedenken angemeldet. Gestern erneuerte Müller seine Position. „Ich werde mich dafür einsetzen, das Kulturforum im Sinne von Scharoun weiterzuentwickeln“, sagte Müller der taz.

Müller räumte aber ein, dass es in seiner Fraktion auch Gegenstimmen gebe. „Bis das Thema in den Ausschüssen des Abgeordnetenhauses auf die Tagesordnung kommt“, versprach der SPD-Politiker, „werden wir uns als Fraktion aber auf eine Position geeinigt haben.“ Müller selbst geht davon aus, dass die SPD-Fraktion ihr Votum aus dem Jahre 1999 erneuern wird. Damals hatte die Mehrheit der SPD zusammen mit Abgeordneten anderer Fraktionen für den Scharoun-Plan gestimmt.

Kernstück des Scharoun-Plans war und ist ein sogenanntes „Haus der Mitte“ zwischen Staatsbibliothek und Gemäldegalerie. Um den Kampf mit dem Senatsbaudirektor auch visionell aufzunehmen, hat Scharoun-Kompagnon Wisniewski ein Modell erstellen lassen. Eine Visualisierung der Architektur des Gebäudes wird in Kürze vorgestellt. In das „Haus der Mitte“, dessen private Finanzierung laut Wisniewski gesichert ist, soll vor allem ein Künstlergästehaus, aber auch Gastronomie einziehen.