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Archiv-Artikel

US-Armee räumt Koran-Schändungen ein

Nach der Veröffentlichung von neuen Details aus Guantánamo gerät George W. Bush in die Defensive

WASHINGTON/CRAWFORD afp/ap ■ Nach detaillierten Informationen des Pentagons über die Missachtung des Korans im Gefangenenlager Guantánamo gerät Präsident Bush in der öffentlichen Meinung in die Defensive. Nachdem die Regierung den am 9. Mai veröffentlichten Newsweek-Bericht zunächst pauschal zurückgewiesen hatte, wurde nun eingeräumt, dass es doch zu einzelnen Missachtungen religiöser Überzeugungen von Muslimen gekommen ist.

Die US-Armee hatte am Freitag in einem Untersuchungsbericht Fehlverhalten von Militärangehörigen im Umgang mit dem Koran im Gefangenenlager Guantánamo eingeräumt. Interne Ermittlungen hätten ergeben, dass US-Militärpersonal in mindestens fünf Fällen nachweislich falsch mit der heiligen Schrift der Muslime umgegangen sei, erklärte das Pentagon. In einem Fall sei ein Koran mit Urin beschmutzt worden. Keinerlei Belege gebe es für Berichte, ein US-Soldat habe einen Koran in die Toilette geworfen. Die Untersuchung habe zudem zu Tage gebracht, dass der Koran häufiger von Gefangenen selbst als vom Personal unangemessen behandelt worden sei.

Dem Bericht zufolge versetzte ein Wachmann einem Koran-Exemplar in einer Zelle einen Fußtritt. Ein Verhör-Experte sei in einem anderen Fall auf einen Koran getreten. Zwei Koran-Exemplare seien nass geworden, als Wachmänner während der Nachtschicht mit wassergefüllten Luftballons warfen. Auf einen anderen Koran sei ein obszöner englischer Ausdruck geschrieben worden; es sei aber nicht klar, ob ein Militärangehöriger dafür verantwortlich ist. Ein weiterer Koran sei mit Urin beschmutzt worden: Ein Wachmann habe nahe einer Belüftungsanlage uriniert, so dass der Harn über die Anlage auf das Buch gelangte. Der Wachmann sei gerügt und versetzt worden.

Die US-Streitkräfte und das Weiße Haus hoben hervor, dass es sich bei den dokumentierten Zwischenfällen um Ausnahmen handele. Angesichts der Tatsache, dass in Guantánamo „viele tausende Male“ Zellen durchsucht und Häftlinge verlegt worden seien, wiesen die wenigen Zwischenfälle darauf hin, dass „die religiösen Gefühle“ der Lagerinsassen grundsätzlich geachtet worden seien, betonte der Leiter des Gefangenenlagers, US-Brigadegeneral Jay Hood. Hood hatte die Untersuchung eingeleitet, nachdem die Newsweek über Schändungen des Koran berichtet und damit eine Welle blutiger Proteste in Afghanistan und Pakistan ausgelöst hatte.