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Wenn Singen wirklich keine Glaubenssache ist

Montag, 18.30 Uhr. Die Kreiskantorin von Mettmann bietet im evangelischen Gemeindehaus „Stimmbildung“ an. Gratis, für alle Konfessionen und sogar Heiden. Sehr lustig und meist auch etwas peinlich, weil man die entsetzlichsten Grimassen schneiden muss und Geräusche aus dem Mund dringen, von denen man in seinen schlimmsten Träumen nichts wusste. Lernziel: Die Töne, die Gesang heißen, werden in den Knien, den Schultern, im Brustraum und in einer Gegend hinter dem Hinterkopf gebildet. Die Stimmbänder sind Beiwerk.

Zwölf Frauen und drei Männer (Männer singen nur, wenn Fortuna Düsseldorf spielt) sind gekommen. Da klopft jemand von draußen an die Scheibe. Ein bärtiger junger Mann, vielleicht aus Syrien. „Darf ich hier beten?“ Darf er, oben im Café, das ist jetzt leer. Als er an mir vorbei kommt, sage ich: „Sing doch mit! Wir brauchen Männer.“ Tatsächlich reiht er sich nach dem Gebet ein und quiekt und röchelt mit.

Es mache ihm Spaß, berichtet er hinterher. Ob er mitmachen könne. Und dann sagt er noch: „Wir können auch mal bei uns singen. In der Moschee.“ Ökumene, großartig!

Mettmann

39.100 Ein­wohner*innen, liegt zwischen Düsseldorf und Wuppertal und ist konfessionell schiedlich in protestantisch und katholisch geteilt. Der massive Mitgliederschwund der christlichen Glaubensgemeinschaften führt aber auch hier zu Kirchenschließungen.

Burkhard Straßmann

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