Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Rappaport heißt er nicht, der alte Mann auf der Parkbank im Central Park. Im Club stellt er sich als Dr. Fred Engels vor. Wir lernen ihn als Nat kennen, aber sicher ist dieser Name auch nicht, wie überhaupt nichts sicher an Nat ist, der durch Identitäten surft, als sei das Leben eine große Utopie. Neben ihm sitzt Midge, schwarzer Doorman in einem Apartmenthaus. Er soll entlassen werden, denn er ist alt und fast blind. Midge hat einen ausgeprägten Sinn fürs Wirkliche und kann Nats Geschichten eigentlich nicht mehr hören. Trotzdem ist er süchtig danach. Herb Gardner landete mit seiner hintergründigen politischen Komödie „Ich bin nicht Rappaport“ vor fast 20 Jahren am Broadway einen Sensationserfolg. Damals standen Mauer und Ostblock noch. Trotzdem leuchtete der Kommunismus bittersüß über Gardners Stück. Inzwischen ist alles anders. Und noch einmal sitzen die beiden auf der Parkbank, ab heutigen Dienstag auf der Bühne des Renaissance Theaters nämlich. Utopisch-exotisch geht es ab Samstag auch In Mikronesien zu, einem multimedialen Theaterparadies in den Sophiensælen, in dem man einem Kapitän, einem Schamanen, einem Mädchen, einem mikronesischen Ureinwohner und allerlei Theatertechniken begegnen kann. Erdacht hat all dies ein prominentes Künstlerkollektiv, zu dem Martin Wuttke, Jeanne Balibar und Boris Charmatz gehören. „Forgeries, Love and other Matters“ heißt ein ungewöhnlicher Tanzabend von Meg Stuart und Benoit Lachambre, der ab heute bis Freitag in der Volksbühne zu sehen ist. Als Highlight des Einstein-Sommers präsentiert die Künstlercompany „phase 7 performing.arts“ ab Samstag mit ihrer Crossmedia-Oper „C –The Speed of Light“ auf dem Bebel-Platz Visionen und Erkenntnisse Albert Einsteins. Eigens dafür errichtet: ein 20 Meter hoher Media Dome.