: Der wahre Thriller
Die Jury im Missbrauchs-Prozess um Michael Jackson tagt. Die Fans protestieren. Und die Wetteinsätze steigen
Diese Woche geht der Prozess gegen Michael Jackson zu Ende. Am Freitag hielten Anwälte und Staatsanwaltschaft ihre Plädoyers. Es liegt nun in den Händen der Jury, ob und wie lange der Sänger seine Fantasieuniformen gegen ein echtes Knastoutfit eintauschen muss. Die mögliche Höchststrafe beträgt mehr als zwanzig Jahre.
Die Jury besteht aus acht Frauen und vier Männern zwischen 20 und 79. Es ist kein Schwarzer dabei. Sie hat nun die Aufgabe, nach den Aussagen von 140 Zeugen und der Präsentation von mehr als 600 Beweisstücken eine Wahrheit zu finden.
Jackson wird vorgeworfen, einen Jungen mit Alkohol gefügig gemacht und sexuell missbraucht zu haben. Hinzu kommt eine versuchte Verschwörung mit dem Ziel einer Kindesentführung.
In seinem Schlussplädoyer fasste Staatsanwalt Ron Zonen zusammen: „In diesem Fall geht es um die Ausbeutung und Ausnutzung eines 13-Jährigen, der Krebs überlebt hat, durch einen internationalen Prominenten.“
Die Verteidigung von Michael Jackson hingegen sucht ihr Heil in der Diskreditierung der Familie des Anklägers. Thomas Meseraeu Jr., Jacksons Anwalt, sagte in seinem Schlussplädoyer, dass der Ankläger und seine Familie einen Meineid geleistet hätten. Weiterhin beschuldigte er sie, einen finanziellen Gewinn aus dem Prozess ziehen zu wollen.
Auch wenn Jackson, der in der Nacht zu Montag wegen Rückenbeschwerden ins Krankenhaus gekommen war, jedoch nach fünf Stunden wieder entlassen wurde, vom Vorwurf des Kindesmissbrauchs freigesprochen werden sollte, droht ihm immer noch die wahrscheinlichere Verurteilung wegen der Abgabe von Alkohol an Minderjährige.
Während die Jury über ein Urteil berät, wird sich Jackson in seiner Neverland-Ranch aufhalten dürfen. Wie auch immer das Urteil ausfallen mag, die Fans des Sängers sind mobilisiert. Etwa hundert von ihnen protestierten am Freitag noch vor dem Gerichtsgebäude und wünschten Jackson Kraft.
Auch wenn Michael Jackson nicht für schuldig befunden wird, glaubt seine Familie, dass sich sein Leben zum Schlechteren wenden werde. „Er ist zu 1.000 Prozent unschuldig … Er wird ein totaler Einsiedler werden“, sagte sein Bruder Jermaine dem Sender CNN.
Das Urteil über Michael Jackson ist indessen zu einem Thema für Buchmacher geworden. Bei tradesports.com, einem Online-Buchmacher aus Dublin, stehen die Chancen dafür, dass Michael Jackson in wenigstens einem der Anklagepunkte schuldig gesprochen wird, bei 43 Prozent.
NATALIE TENBERG