unterm strich:
Nach dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommt Salman Rushdie nun auch den Preis für Störung des Friedens. Am Dienstagabend nahm der 76-Jährige in New York den zum ersten Mal verliehenen Lifetime Disturbing the Peace Award entgegen, der vom Václav-Havel-Zentrum vergeben wird. Die Auszeichnung für Rushdie war auch für die Teilnehmer*innen eine Überraschung: Der Aufenthaltsort des Schriftstellers wird meist geheim gehalten, seit er im August 2022 eine Messerattacke überlebte. „Ich entschuldige mich dafür, ein Geheimgast zu sein“, sagte Rushdie in seiner Dankesrede. „Ich fühle mich überhaupt nicht mysteriös. Aber es macht das Leben ein bisschen einfacher.“ Er verwies auch darauf, dass er noch im Oktober den Friedenspreis bekommen hatte. Nun erhalte er einen Preis für die Störung des Friedens. Da müsse er sich fragen, auf welcher Seite „des Zauns“ er stehe. Václav Havel habe es vermocht, „gleichzeitig Künstler und Aktivist zu sein“. Er sei ein enger Freund gewesen, der ihn als einer der ersten Staatenlenker verteidigt habe, als er nach der Fatwa Chomeinis 1989 habe untertauchen müssen. Den Preis in der Kategorie „Courageous Writer at Risk“ erhielt der inhaftierte ägyptische Blogger Alaa Abdel Fattah.
Der Ausstellungsraum Pixel Grain hat eine geplante Fotoausstellung zu muslimischem Leben in Berlin verschoben. Der Künstler Raphael Malik hatte am Wochenende auf Instagram ein Schreiben des Ausstellers geteilt. „Aufgrund der aktuellen politischen Lage im Nahen Osten haben wir uns allerdings nach langer Überlegung und Diskussion dazu entschlossen, dass wir die Arbeit zum jetzigen Zeitpunkt nicht zeigen möchten“, heißt es darin. Die Bilder hätten mit der Situation nichts zu tun, da sie muslimisches Leben in Berlin zeigten, so der Aussteller. „Um Konflikte zu vermeiden, möchten wir eine einseitige Präsentation muslimischen Lebens ohne einen entsprechenden Gegenpol, der beispielsweise jüdisches Leben in Berlin zum Thema hat, aktuell nicht in einer Ausstellung zeigen.“ Es habe noch keinen unterzeichneten Ausstellungsvertrag und -zeitraum gegeben, teilte Pixel Grain der dpa am Dienstag mit. Man sei aber immer noch daran interessiert, Maliks Kunst zu zeigen. Der Künstler zeigte sich über die Absage enttäuscht: „Es braucht keine Gegenstücke, um eine Arbeit zu zeigen, die keinen Anspruch hat, außer Kultur, Ästhetik und einen Teil von Berlin zu zeigen“, teilte er der dpa mit. Er wünsche sich, dass alle Kunstschaffenden ihre Arbeiten frei zeigen könnten.
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