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Wenn mal ganz gezielt nach ’nem Euro gefragt wird

Deutschland muss sterben, damit wir leben können …“ Laut erklingt das Lied der Punkband Slime aus den frühen 80ern in der Tram 11, die das Zentrum von Leipzig durchquert. Die Musik kommt aus dem Rucksack eines Mannes, der durch das Türfenster nach draußen starrt – es ist dunkel und regnerisch, auf der Straße spiegeln sich die Stadtlichter. Der Mann ist um die 40, an den Kopfseiten ist das Haar abrasiert, in der Mitte steht ein grüner Iro. Der Mann trägt eine Lederjacke mit Nieten und Aufnähern sowie Regenbogensocken und zwei verschiedene Chucks. Die Musik scheint niemanden zu stören.

In der Tram sind auch Kinderstimmen zu hören. Sie sagen die Haltestellen an und kündigen manchmal Werbung an, die dann wiederum von Erwachsenen eingesprochen ist und etwa eine Traumküche verspricht.

Und aus dem Rucksack geht es weiter mit Slime, jetzt mit „Linke Spießer“. „Ihr seid Lehrer und Beamte, seid Gelehrte sogenannte …“ Da kommt auf Höhe des Connewitzer Kreuzes aus dem hinteren Bereich der Bahn ein Jugendlicher und fragt den Iro-Mann – und nur ihn – nach einem Euro.

Leipzig

616.000 Ein­­­wohn­er*innen.

Seit Ostern 2022 übernehmen bei den Leipziger Verkehrs­betrieben Kinderstimmen die Durch­sagen. Sechs Kinder sprachen 20 zentrale Haltestellen ein. Die Aktion soll „Abwechslung im Alltag bringen”.

„Hey Alter, geht’s noch?“, fragt der zurück, kramt aber in seiner Hosentasche und gibt ihm eine Münze. Luciana Ferrando

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