: Heilige Eigenmarke
Discounter baut auf billigen Weihnachtsmarkt
Ab November wird Deutschland mit windschiefen Hüttendörfern und ranzig riechenden Buden vollgestellt. Beim ersten Scheinfrost und kurz nach dem Knospen der Spekulatius im saisonalen Supermarktregal sprießen überall Weihnachtsmärkte aus Fußgängerzonen und Gewerbeparks. Mittlerweile gibt es die an altfränkische Favelas gemahnenden Weihnachts-Ansiedlungen in jeder Geschmacksrichtung. Manche sind dem Christkind, andere dem Striezel geweiht, aber überall wird Glühwein geballert. Es gibt Mittelaltermärkte und solche, die an die Nazizeit gemahnen, wenn der Promillepegel lattenstramm steigt. Bloß einen Weihnachtsmarkt, der alle Freunde des Budenzaubers verbindet, gab es noch nicht. Doch nun eröffnet Billigheimer Aldi „in Köln erstmals den günstigsten Weihnachtsmarkt Deutschlands“. Gereicht werden in „verschiedenen Buden“ die „beliebten“, wohl eher: berüchtigten „Eigenmarken“. Wird Deutschland im Aldi-Glück zum einigen Winterwunderland, wie es die Adventskalender prophezeihten? Keinesfalls, das Land ist in zwei Zonen geteilt. Die Billigbudenweihnacht gibt es nur bei Aldi Süd, nicht etwa im gottlosen Norden.
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