unterm strich
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Ein Nachtrag zu unserem Porträt des Künstlers Tino Sehgal, der in diesem Jahr in den deutschen Pavillon der Kunstbiennale von Venedig eingeladen wurde. Da Sehgal bewusst darauf verzichtet, etwas Materielles herzustellen, soll es keinen Ausstellungskatalog geben. Stattdessen diskutierte Sehgal mit dem Philosophen Peter Sloterdijk über die Zukunft des Kapitalismus. Das Gespräch der beiden freilich materialisiert sich, insofern es in der heutigen Ausgabe der Zeit abgedruckt ist. Sehgal beschreibt darin den Kunstmarkt als Vorreiter für andere Wirtschaftsbereiche: „Der Kunstmarkt ist der erste Markt, auf dem Produkte angeboten werden, die sich noch nicht einmal mehr darum bemühen, einen unmittelbaren Gebrauchswert zu behaupten.“ Auch Sloterdijk plädiert für eine Neubewertung gegenwärtiger Wirtschaftsprozesse: „Die ganze Geschichte der Metaphysik ist ja geprägt von der Sehnsucht nach der Arbeitslosigkeit, oder nennen wir es vorsichtiger: der Arbeitsfreiheit.“ Nur sei diese Sehnsucht in Vergessenheit geraten. Die Menschen hätten „nicht gelernt, mit dem Reichtum umzugehen“.

Kulturstaatsministerin Christina Weiss hat die Auslandsstipendien für die Villa Massimo in Rom vergeben. Bekannteste Stipendiatin 2006 ist die in Berlin lebende Schriftstellerin Terézia Mora. Außerdem wurden im Bereich Architektur Bernd Bess (Berlin) und Iris Dupper (München) sowie aus der bildenden Kunst Christoph Brech, Hansjörg Dobliar (beide München), Parastou Forouhar (Frankfurt am Main) sowie Astrid Nippold (Bremen) ausgewählt. In der Sparte Musik sind Oliver Schneller (Berlin) und Maxim Seloujanov (München) für ein Stipendium vorgesehen. Neben Mora ist auch Andreas Maier (Bad Nauheim) Literaturstipendiat.