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Archiv-Artikel

Vom Dutschke-Freund zum Antifa-Jäger

Früher einmal war der Soziologe Bernd Rabehl ein Vertrauter Rudi Dutschkes. Nun profiliert er sich mit markigen Worten im Kreise der NPD. Gestern trat er mit der Partei im Dresdener Landtag auf. Die Freie Uni Berlin will ihren Professor jetzt entlassen

AUS DRESDEN MICHAEL BARTSCH

Er war ein enger Freund Rudi Dutschkes, neuerdings ist er eher durch Interviews in rechtsextremistischen Zeitungen bekannt: der Soziologe Bernd Rabehl. Gestern lud ihn die NPD-Fraktion in den Sächsischen Landtag. Bereits am Abend zuvor hatte Rabehl einen Vortrag zum Thema „Die NPD, der Faschismusverdacht und die Faschistenjäger“ gehalten. Rabehl kann daran nichts Kritikwürdiges finden. Es sei „seine Pflicht als Wissenschaftler gewesen, auch hier aufzutreten“, sagte Rabehl. Eine persönliche Entwicklungslinie hin zur NPD sei daraus nicht abzulesen. „Ich bin antiautoritär und kein Opportunist“, so Rabehl.

Dutschke, über den er ein Buch geschrieben hat, bezeichnete er als „Nationalrevolutionär“ und sich selbst als seinen Bremser. Nationalismus sei in Deutschland sehr problematisch, räumte er ein. Es ginge ihm aber um die Selbstbehauptung einer Kultur. Die Deutschen könnten vom jüdischen Volk und vom Zionismus lernen, wie man nach langer Zeit der Diskriminierung wieder einen Staat gründen und zur Identität zurückfinden kann.

In seinem Vortrag hatte Rabehl den Antifaschismus der Gegenwart als Keule hingestellt, mit der alle Alternativen zum neoliberalen System negiert und verfolgt werden könnten. Der wahre Extremismus komme aus der Mitte des Staates. Solche Gedanken zu äußern rufe jedoch Reaktionen wie in den kommunistischen Diktaturen hervor. Tugendwächter wie die Revolutionswächter im Iran seien am Werk. Dahinter stecke eine panische Angst vor jeder Veränderung.

Wegen solcher Aussagen will die FU Berlin Rabehl die Lehrerlaubnis entziehen. Rabehl lehnt das ab: Eine Prüfung seiner Interviewaussagen werde keine hinreichenden Gründe ergeben, ihn zu suspendieren. Die NPD nannte Rabehl eine legale und „jedenfalls nicht faschistische“ Partei, ohne sein Verhältnis näher zu bestimmen. Zeitgleich mit dem Auftritt Rabehls stellte NPD-Bundeswahlkampfleiter und Fraktionsgeschäftsführer Peter Marx gestern die Wahlkampfstrategie seiner Partei vor. „Deutschland den Deutschen gegen multikulturelle Extremisten“, „Familien gegen den deutschen Volkstod“ und „Zurück zur D-Mark“ lauten sinngemäß die drei Hauptslogans. Man werde bei einem Etat von etwa 500.000 Euro „massenhaft plakatieren“ und mit einem so genannten „Sommerpaket“ und etwa 200.000 Schulhof-CDs vor allem Erstwähler ansprechen.

Vier ostdeutsche Wahlkreise in der Sächsischen Schweiz, in Riesa-Großenhain, im brandenburgischen Spreewald und in Vorpommern will man direkt gewinnen. Marx forderte die Republikaner auf, sich dem „Deutschland-Pakt“, der gemeinsamen Liste von NPD und DVU anzuschließen. Die sächsische Parteizentrale in Dresden werde zugleich zur Zentrale des Bundestagswahlkampfes ausgebaut. Seit der Neuwahlankündigung verzeichne die Partei ein steigendes Interesse und viele Anfragen.

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