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Wenn der Rummel mit Boxautos was Heiliges hat

Wenn das Städtchen Tangermünde einen Flughafen oder eine Autobahn in der Nähe hätte, dann wäre es sicher eine Station für Touristen aus Japan. Hat es aber nicht. Die, die in dieser filmkulissenhaft schönen Stadt vorbeikommen, sind Rad­fah­re­r*in­nen – und die Leute aus der Gegend, einmal im Jahr, wenn Burgfest ist.

Zum Burgfest gehört eine Kirmes entlang der Elbe, mit Riesenrad, Karussells und einem Autoscooter. Dessen Wägen sind abends bei jeder Runde bis auf den letzten Platz besetzt. Teenie-Mädchen kreischen bei jedem Zusammenstoß. Männer mit Kleinkindern fühlen sich als Beschützer. Teenie-Jungs fahren rückwärts.

Und dann ist da dieses Seniorenpaar, das Runde um Runde dreht, immer auf der Außenbahn, immer bedacht, Kollisionen zu vermeiden. Sie lenkt, er sitzt mit versteinerter Miene daneben. Sie lenkt, er stiert nach vorne. Auch in Runde drei lenkt sie und er hält ein Handy vor dem Gesicht. Er filmt den Fahrtweg.

Tangermünde

10.280 Ein­wohner*innen.

Touristischer Trumpf der Kaiser- und Hansestadt an der Elbe im nördlichen Sachsen-Anhalt ist ihr mittelalterliches Stadtbild.

Am nächsten Vormittag gibt es einen Autoscooter-Gottesdienst: Die Gemeinde sitzt in den Wägen, der Pastor steht davor. Er ist ihnen irgendwie heilig, der Autoscooter in Tangermünde. Klaus Irler

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