: Wohlklingende Tochterfirmen
AGRAR Der Konzern Monsanto verkauft Saatgut für Gemüse unter anderen Markennamen. Hobbygärtner ahnen oft nicht, welches Unternehmen hinter ihrem Samentütchen steht
VON SUSANN SCHÄDLICH
BERLIN taz | Als Hersteller von Genpflanzen ist er wohlbekannt: der Saatgutkonzern Monsanto. Mit seinen gentechnisch veränderten Pflanzen, etwa dem Mais Mon810, der stetig ein Gift gegen Insekten produziert, bekommt der global operierende Konzern aus den USA in Europa keinen Fuß auf den Boden. Gute Geschäfte macht er trotzdem, und zwar mit Hobbygärtnern, die oft nicht einmal ahnen, dass sie Saatgut des Unternehmens kaufen. Monsanto bedient sich nämlich der Namen aufgekaufter Tochterunternehmen und Vertriebsfirmen, um seine Produkte an den Mann zu bringen.
Monsanto besitzt derzeit 90 Prozent aller weltweit angebauten Genpflanzen und ist damit Marktführer im Bereich gentechnisch veränderter Feldfrüchte – besonders im Anbau der lukrativen „Cash-Crops“ Gen-Mais, -Raps und -Soja. Im Hobbybereich vertreibt der Konzern unter den Namen der Tochterfirmen De Ruiter Seeds und Semenis Saatgut etwa für Gurken, Salate und Tomaten. Gentechnisch verändert sind diese nicht, die Herkunft ihres Herstellers verraten die Samentütchen im Baumarkt dem Käufer aber auch nicht. Herauszufinden, hinter welchem Namen Monsanto tatsächlich steckt, ist darum schwierig. Zwar verweisen De Ruiter Seeds und Semenis auf ihren Homepages auf Monsanto. Doch neben Tochterfirmen unterhält Monsanto ein weltweites Netzwerk an Vertriebsgesellschaften und exklusiven Vertriebspartnern. So lässt sich etwa die Verbindung zu der Marke Kiepenkerl über die Kontaktliste von De Ruiter Seeds bis zu Monsanto zurückverfolgen.
„Wir halten uns klar an die gesetzlichen Richtlinien zur Produktinformation“, sagt Ursula Lüttmer-Ouazane, Geschäftsführerin der Monsanto-Deutschland Agrar GmbH. Grund für die Vermarktung unter einem anderen Namen sei, dass es sich um ein aufgekauftes Produkt handele und den Kunden der Namen bereits vor der Übernahme durch Monsanto ein Begriff sei. Genaue Auskünfte darüber, in welchen Größenordnungen der Mutterkonzern am Endprodukt beteiligt ist, macht Monsanto nicht.
Dass das Unternehmen kein Interesse an erhöhter Transparenz hat, ist für Heike Moldenhauer vom Bund für Natur- und Verbraucherschutz klar. „Würde Monsanto draufstehen, wo Monsanto drin ist, wäre dass das Antiverkaufsargument schlechthin“, sagt sie. Für mehr Klarheit müssten in Zukunft Wettbewerbshüter sorgen.