Vattenfall steigt aus Holz-Projekt aus

ENERGIE Mit Hackschnitzeln aus Liberia wollte der schwedische Energiekonzern ein Kraftwerk in Berlin befeuern. Doch das Holz aus Kautschuk war zu teuer. Nun prüfen die Schweden Importe aus Kanada

BERLIN taz | Der Energiekonzern Vattenfall steigt aus der Biomasseproduktion in Liberia aus. Das schwedische Unternehmen teilte am Freitag mit, es werde seine Zusammenarbeit vor Ort mit einem kanadischen Unternehmen beenden. Das gemeinsame Projekt dient der Produktion holzartiger Biomasse aus Kautschukbäumen für den Export nach Europa. Umweltschützer hatten das Projekt wegen ökologischer und sozialer Mängel kritisiert.

Vor rund zwei Jahren hatte Vattenfall die Produktion von Biomasse in Liberia aufgenommen. Der Konzern begründet den Ausstieg damit, dass sich Erwartungen an Mengen und Preise für die in Afrika produzierten Holzhackschnitzel nicht erfüllt hätten. „Wir haben die Bedingungen mit Sicherheit falsch eingeschätzt“, sagte Hannes Hönemann, Sprecher von Vattenfall Europe. Die Holzhackschnitzel waren vor allem für den Export nach Deutschland und Skandinavien bestimmt. Nach Angaben von Hönemann hätten Dänemark und Schweden bereits Lieferungen erhalten. In Deutschland sollten die Holzchips vor allem ein Kraftwerk in Berlin beliefern. Statt Kohle soll das Werk in Berlin-Klingenberg ab 2019 jährlich rund 500.000 Tonnen Holz verfeuern und damit den CO2-Ausstoß senken. Wegen Holzengpässen in Brandenburg entschied sich der Konzern für den Schritt nach Liberia. Der Rückzug wirke sich nicht auf die Biomasse-Strategie des Konzerns aus, sagte Hans Dieter Hermes, Chef der Vattenfall-Biomasse-Entwicklung. Das Unternehmen habe gezeigt, dass „die Produktion nachhaltiger Biomasse auch unter den schwierigen Bedingungen möglich ist, die noch in vielen afrikanischen Ländern herrschen“, so Hermes.

Dem kanadischen Partner in Liberia, Buchanan Renewables, wird indes vorgeworfen, die Arbeiter im Anbau der Kautschuk-Bäume schlechter bezahlt zu haben als abgesprochen und und Bäume nicht wie vereinbart zur Biomasse-Produktion einzusetzen. Greenpeace Deutschland begrüßt den Rückzug aus Liberia. Die NGO lehnt grundsätzlich die Holzverbrennung zur Energieerzeugung ab. „Wenn doch, dann sollte das Holz aber wenigstens aus der Region kommen“, sagte Sprecherin Gesche Jürgens der taz. Laut Vattenfall-Sprecher Hönemann werden nun verstärkt Holzimporte aus Kanada geprüft. Der BUND Berlin würde einen solchen Schritt als problematisch ansehen, weil die dortigen Urwälder durch einen verstärkten Holzanbau bedroht würden. JOHANNES KULMS