: Alu-Werk droht Schließung
Belegschaft verlangt von Vattenfall faire Strompreise, von der Politik gerechte Rahmenbedinungen und von den Gesellschaftern Geduld. Heute Kundgebung
Mit einer zweistündigen Kundgebung vor dem Werkstor demonstriert die Belegschaft des Hamburger Aluminiumwerks (HAW) heute Früh für einen Strompreis, der dem Werk das Überleben ermöglicht. Der langfristige Stromliefervertrag zwischen den HAW und HEW/Vattenfall läuft zum Jahresende aus. Der Alu-Hütte droht eine Erhöhung der Stromrechnung, die so drastisch ist, dass sie die Wirtschaftlichkeit des Werks in Frage stellt. Die Rettung könnte zumindest mittelfristig das neue Energiewirtschaftsgesetz bringen, das am 1. Juli verabschiedet werden soll.
Nach Darstellung des HAW-Betriebsrates droht sich der Anteil der Strom- an den Gesamtkosten von 38 auf 48 Prozent zu erhöhen. Der Personalanteil verringere sich im Gegenzug von zehn auf acht Prozent.
Bei der in Hamburg schon seit einiger Zeit laufenden Debatte über die Strompreise verwiesen die HEW stets auf den hohen Anteil von Abgaben und auf den Marktpreis, wie er an der Leipziger Strombörse EEX gebildet werde. Das Auslaufen des Liefervertrages gibt HEW/Vattenfall die Gelegenheit, den Börsenpreis zu verlangen.
Kritiker bezweifeln, dass die Strombörse funktioniert, weil sie von wenigen Konzernen dominiert wird. HAW-Gesellschafter Norsk Hydro sieht das genauso. „Es herrscht zu wenig Wettbewerb“, sagt Unternehmenssprecher Michael Peter Steffen. An der skandinavischen Strombörse koste eine Megawattstunde (MWh) 32 Euro, in Deutschland 40 Euro. Bei zwei Millionen MWh, die das Hamburger Werk im Jahr verbraucht, ergeben sich aus dieser Differenz Mehrkosten von 16 Millionen Euro im Jahr.
Das neue Energiewirtschaftsgesetz sieht eine Regulierungsbehörde vor, die für einen funktionierenden Wettbewerb auch auf dem deutschen Strommarkt sorgen soll. Auf Initiative Hamburgs hat der Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat überdies eine Regelung vorgeschlagen, nach der große industrielle Stromverbraucher künftig mit den Stromkonzernen individuelle Netznutzungsentgelte aushandeln und so möglicherweise Millionen Euro sparen können.
In offenen Briefen verlangte der Betriebsrat von Vattenfall zu Verträgen zum gegenseitigen Vorteil zurückzukehren; von der Politik forderte er eine Übergangslösung, bis der Strommarkt funktioniere und die Gesellschafter des Werks bat er, eine „kurzfristige Durststrecke“ in Kauf zu nehmen. Das HAW beschäftigt 550 Menschen, das benachbarte Walzwerk noch einmal 500. Gernot Knödler