piwik no script img

Flatsch!

Schlammbad beim diesjährigen Burg-Herzberg-Festival Foto: Andreas Arnold/dpa

Am sechsten Tag tauchte Gott seine Hände in Matschepampe und erschuf den Menschen. So steht es in der Bibel und so ähnlich auch im Koran. Okay, dort steht nicht wirklich das Wort „Matschepampe“, aber dafür „Lehm“, was ja ungefähr das Gleiche ist: Graubraun, glitschig, formbar und irgendwo zwischen fest und flüssig – das perfekte Material also für einen langbärtigen Hipster mit Allmachtsfantasien, der samstags auch gern mal töpfert.

Matsch, Morast, Gatsch, Mud, Pampe, Modder, Batz: Hätte der Mensch nicht gewollt, dass dieses unappetitliche Gemisch aus Staub und Wasser eine so wichtige Rolle in seinem Leben spielt, hätte er ihm nicht so viele Namen gegeben. Doch wir lieben ihn, den guten alten Matsch. Sei es beim Burg-Herzberg-Festival in Hessen, wo am letzten Juliwochenende mehr als 10.000 Hippies quietschvergnügt im Schlamm tanzten, oder beim Wacken Open Air in Schleswig-Holstein, wo starke Regenfälle das Festivalgelände in eine Autos fressende Schlammgrube verwandelt haben, sodass ein Teil der Heavy-Metal-Fans nicht mehr aufs Gelände durfte.

Die sind jetzt natürlich enttäuscht. Offiziell deshalb, weil sie Bands wie Iron Maiden, Kreator und Heaven Shall Burn nicht sehen können. Bestimmt aber auch, weil ihnen so die in Wacken aufgrund der oft unsicheren Wetterverhältnisse ja fast schon vorprogrammierte Zeitreise ins Kleinkindalter fehlen wird. Also diese ganze Matschepampe, das herrliche Puddeln und Wühlen und Suhlen im Kallamatsch.

Der Umgang mit Matsch macht halt Spaß und soll gesund sein, weil er die natürlichen Abwehrkräfte stärkt. Das gilt für Kinder wie für Erwachsene. Deshalb ist es irgendwie auch schön, dass es gerade so viel regnet und die Welt im Schlamm versinkt. Denn so steht einer gepflegten Rutschpartie zum Beginn der Menschheit, zumindest theoretisch, nichts mehr im Wege.

Anna Fastabend

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen