: Alles schon mal nass gewesen
KLIMAWANDEL Eine Ausstellung im Haus der Wissenschaft fragt: „Muss Bremen umziehen?“ – und bleibt die Antwort schuldig. Stattdessen bleibt der Eindruck hängen, dass Überschwemmungen normal sind
Alles halb so wild – diesen Eindruck gewinnt, wer die aktuelle Ausstellung zum Klimawandel „Muss Bremen umziehen?“ im Haus der Wissenschaft besucht. An den Wänden hängen Fotos der überfluteten Weser, eine Säule zeigt, dass das Wasser nie höher stand als 1881: Sieben Meter achtzig über Normal Null wurde damals gemessen.
Man erfährt, dass man früher zu Fuß nach Großbritannien laufen konnte, bevor das dazwischenliegende Doggerland unterging. Und dass mit der biblischen Sintflut eine Überschwemmung des Schwarzen Meers vor 130.000 Jahren gemeint sein könnte, wie Bremer Wissenschaftler 2007 herausfanden. Die Wassermassen schwappten danach aus dem Mittelmeer in den tiefer gelegenen Süßwassersee – bedingt durch durch ein Abschmelzen der polaren Eiskappen.
Also alles schon mal da gewesen? „Aus geologischer Sicht ist ein Schwanken des Meeresspiegels normal“, sagt Jens Schröter, Ozeanograph am Bremerhavener Alfred Wegener Institut, das die Ausstellung mit vorbereitet hat. „Eine Katastrophe ist es für den Menschen, weil wir so nah an den Küsten gebaut haben.“ Die in der Schau gestellte Frage sei außerdem eindeutig mit „Ja“, zu beantworten. Bremen werde umziehen müssen – „aber nicht sofort“. Die nächsten 100 bis 200 Jahre würden Deicherhöhungen ausreichen. Wenn aber wie erwartet das grönländische Eis abschmilzt, steige der Meeresspiegel um sieben Meter. „Alle hundert Jahre um einen.“
Manch einer und eine denkt deshalb in Bremen schon über einen Hausverkauf und einen Umzug in höher gelegene Gegenden nach. „Totaler Quatsch“, sagt dazu Bernd Richter, Geschäftsführer von Haus und Grund, der Interessengemeinschaft privater Hausbesitzer. Besser als Panikverkäufe sei es, die Energiebilanz seines Wohneigentums zu verbessern, um mit seinen Möglichkeiten zur CO2-Reduzierung beizutragen. EIB