: Speiseplan und Kinderstube
Mit heimischen Pflanzen, Stauden und Gehölzen, Nisthilfen und Rückzugsorten: Naturnahe Gärten und Balkone geben Bienen wichtige Nahrungsquellen und Lebensräume
Von Kristina Simons
Ob Garten, Balkon oder Terrasse: Je vielfältiger, desto besser. Mit wenig Aufwand lassen sich bienenfreundliche Orte schaffen. Neben der Honigbiene gibt es allein in Deutschland mehr als 600 Wildbienenarten, von der Buckel-Seidenbiene bis zur Hummel. Etwa 40 Arten sind bereits ausgestorben, knapp die Hälfte der Wildbienenarten ist gefährdet. Sie finden immer weniger Lebensraum und Nahrungsquellen: Gründe dafür sind zum Beispiel die industrialisierte Hochleistungslandwirtschaft mit ihrem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, schwindende Naturräumen, die Wohnraum und Straßen weichen mussten, Krankheiten, Parasiten und klimatische Veränderungen. Deshalb ist es so wichtig, bienenfreundliche Räume zu schaffen. Damit tun wir auch uns selbst einen Gefallen: Denn 75 Prozent aller Kultur- und Nutzpflanzen können sich nur vermehren, wenn Bienen sie bestäuben. Ohne das wären wir um viele Obst- und Gemüsesorten ärmer, gäbe es kaum noch Äpfel und Kirschen, Gurken, Kürbisse und Tomaten.
Honig- und Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten bevorzugen als Nahrung pollen- und nektarreiche Blumen mit ungefüllten Blüten. Dazu gehören zum Beispiel Sonnenblumen, Glockenblumen und Schmetterlingsflieder. Bei gefüllten Sorten sind Nektar und Pollen Mangelware, denn durch Züchtung wurden die Staubgefäße hier zu Blütenblättern umgewandelt. Auch Salbei, Lavendel, Ringelblume, Wiesenschafgarbe und Leinkraut haben reichlich Nektar und Pollen. Wichtig ist, auf heimische Wildpflanzen zu achten, sie locken weit mehr Arten an als gezüchtete Sorten. Im Fachhandel gibt es bereits fertige Wildblumenmischungen, die bereits auf die Bedürfnisse von Wildbienen ausgerichtet sind. Heimische Obstbäume und Wildsträucher wie Liguster, Schlehe, Süßkirsche, Stachelbeere und Weißdorn sind ebenfalls voller Pollen und Nektar und damit eine gute Futterquelle für Bienen und andere Insekten. Listen mit bienenfreundlichen Kräutern und Pflanzen finden sich unter www.deutschland-summt.de.
Über das Nahrungsangebot hinaus brauchen Wildbienen und andere Insekten auch Brutplätze. Mehr als die Hälfte der heimischen Wildbienen nisten in der Erde. Viele von ihnen bauen für ihre Eier Bruthöhlen in sandigem Boden. Für sie sind ein sonnenbeschienener Sandhaufen an einer ruhigen Stelle oder sandige Pflasterfugen ideal. Für andere Arten und auch für Schweb- und Florfliegen sind Insektenhotels gute Nisthilfen. Sie legen darin die Eier ab und die neue Generation entwickelt sich selbstständig in den kleinen Öffnungen. In der kalten Jahreszeit sind Insektenhotels – ebenso wie Laubhaufen und verblühte Stauden – zugleich ein willkommenes Winterquartier für Wildbienen & Co. Viele vorgefertigte Insektenhotels kommen bei den Zielgruppen allerdings nicht gut an. Sie lassen sich stattdessen mit Materialien aus dem Baumarkt einfach selbst bauen. Gut sind hohle Stücke vom Schilf- oder Bambusrohr mit einem Innendurchmesser von drei bis neun Millimetern. Sie werden hinter den Verdickungen (Knoten) abgesägt, der Knoten bildet dann einen natürlichen Abschluss. Falls das hintere Ende offen ist, kann man es mit Watte oder Ähnlichem abdichten. Die Röhrchen werden dann waagerecht beispielsweise in ein Regal oder eine Konservendose neben- und übereinandergelegt.
Auch abgelagertes, entrindetes Hartholz von Buche, Eiche oder Esche eignet sich. Ins Längsholz bohrt man fünf bis zehn Zentimeter tiefe Gänge mit einem Durchmesser von zwei bis zehn Millimetern. Gute Nisthilfen sind außerdem Lochziegel, Strohbündel oder kleine Holzkästen mit schmalen Einflugschlitzen. Generell gilt: Je vielfältiger die Nisthilfe ist, desto mehr Insektenarten ziehen sie an. Wichtig ist in jedem Fall ein sonniger, witterungsgeschützter Standort. Die Öffnungen sollten nach Süden ausgerichtet sein, auf keinen Fall in Richtung Wetterseite.
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