Hat „Capital“ verstanden? : Studie reloaded
Das Wirtschaftsmagazin Capital will seine Exklusivstudie zu den 100 besten Schulen von Grund auf umbauen und verbessern. Das versicherte der zuständige Mitarbeiter Rudolf Kahlen der taz, nachdem es zu schwerer Kritik an der Machart und Präsentation der Studie gekommen ist. Künftig soll das in der Forscherszene angesehene Institut für Schulentwicklungsforschung aus Dortmund eng in die Suche nach deutschen Qualitätsschulen eingebunden werden.
Capital, Microsoft und das Marktforschungsinstitut Europressedienst hatten zuvor behauptet, dass sie die Untersuchung über Deutschlands beste Schulen „gemeinsam mit dem Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) … durchführten“. Der Leiter des IFS, Heinz Günter Holtappels, hatte dies zurückgewiesen – und rechtliche Schritte gegen die Macher der Studie angedroht. „Wir haben mit der Studie nichts zu tun“, sagte Holtappels der taz. Die Zusammenarbeit hatte in Wahrheit darin bestanden, dass das IFS den Autoren der Studie dringend abgeraten hatte, bestimmte Parameter zu verwenden. Zudem dürfe man sich auf keinen Fall nur auf die eingereichten Papiere der Schulen verlassen, sondern müsse die Lehreinrichtungen unbedingt auch besuchen.
Nun ist Capital erneut auf die Dortmunder Schulentwickler zugegangen und hat das Angebot unterbreitet, bei der Studie der besten Schulen im Jahr 2006 viel enger zusammenzuarbeiten. „Man kann die Studie besser machen“, sagte Rudolf Kahlen der taz, „deswegen werden wir das IFS früh mit einbeziehen.“ Capital gestand ein, dass die Mitteilung, die Studie sei gemeinsam durchführt worden, verkürzt gewesen sei. Eine Entschuldigung für das erschlichene Label gab es allerdings nicht.
Die Studie hatte nicht etwa Schülerleistungen gemessen, sondern im Wesentlichen mit Indikatoren des Umfelds und der Ausstattung gemessen, wer die besten deutschen Schulen mit Oberstufe sind. 3.480 Gymnasien und Gesamtschulen waren abgefragt worden; nur 575 hatten die Fragebögen des Bonner Europressedienstes beantwortet – und selbst die, wie Chefredakteur Kai Stepp sagte, „mit freundlichen Worten und viel Überzeugungsarbeit“. Die Sieger des Wettbewerbs waren die Gymnasien in Achern und Halberstadt sowie die Integrierte Gesamtschule Bonn-Beuel.
Vertreter des IFS in Dortmund äußerten sich zurückhaltend positiv zur künftigen Zusammenarbeit mit Capital. Man sei dazu bereit, wolle aber keinesfalls erneut mit einer „so genannten Studie“ in Verbindung gebracht werden, wenn sie nicht den Qualitätsansprüchen des IFS genüge. CIF