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Das große Aquarium-Puzzle

Experten wollen klären, warum das Riesenaquarium in einem Hotel platzte

Es war ein großer Schreck, als das 16 Meter hohe Riesenaquarium in den frühen Morgenstunden des 16. Dezember mitten in der Berliner Innenstadt zerbarst. Etwa eine Million Liter Wasser ergoss sich in die Umgebung des Hotels nahe dem Alexanderplatz, in dessen Lobby das Aquarium stand. Und es kann von Glück gesprochen werden, dass neben zwei Leichtverletzten niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist. Neun Tonnen wog das größte der insgesamt mehr als 700 Bruchstücke. Von den 1.500 Fischen hingegen starben fast alle.

Nach dem Unglück wurde viel über die Ursache spekuliert: War es Materialermüdung? Kleine Risse an der Oberfläche? Oder vielleicht Temperaturschwankungen?

In einer Lagerhalle in Brandenburg versucht ein Team aus Ingenieuren im Auftrag der Firma, der die Hotelimmobilie gehört, in akribischer Kleinstarbeit herauszufinden, was wirklich geschehen ist. Dafür setzen sie die Bruchstücke möglichst so zusammen, wie sie ursprünglich angeordnet waren. „Wir machen es wie bei einem Puzzle: Mit den Ecken fängt man an“, sagt Ingenieur Robert Kirchner. Da ein Zylinder aber keine Ecken habe, verwendeten sie andere Merkmale und arbeiteten sich vom Rand zu Mitte vor.

Echte Detektivarbeit

Gemeinsam mit einem weiteren Ingenieur und mehreren Hilfskräften arbeitet Kirchner seit mehreren Monaten in Vollzeit an der Rekonstruktion des Aquariums. Unterstützung bekommen sie durch den Ingenieur und Kunststoffexperten Christian Bonten, der im regelmäßigen Austausch mit dem Team vor Ort steht. Bonten wird am Ende das Gutachten über die Unglücksursache schreiben – das spielt auch eine Rolle bei der Kostenübernahme durch die Versicherung.

Bisher haben die Experten etwa die Hälfte der Bruchstücke erfasst. Dennoch können sie noch nichts über die Ursache sagen. „Wir machen hier Detektivarbeit und dürfen uns dabei nicht zu früh festlegen“, sagt Bonten. Potenzielle Schwachstellen seien prinzipiell die Fugennähte. Das sind die Stellen, an denen die Teile des Aquariums während des Baus zusammengesetzt wurden. Bis Mitte Juli soll die Untersuchung abgeschlossen sein.

Für die Gebäudeeigentümer des Berliner Hotels, das in diesem Jahr noch nicht wiedereröffnen soll, steht inzwischen fest: Einen Aquadom 2.0 wird es in der Immobilie nicht geben. „Es war ein Besuchermagnet“, sagt Sprecher Fabian Hellbusch rückblickend. Der Bau eines neuen Beckens sei zu teuer.

Eine positive Nachricht gibt es schon jetzt: Von den rund 630 Fischen, die aus unterirdischen Becken gerettet werden konnten, haben fast alle überlebt. (dpa)

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