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Polo-Polente mit Schneid

NRW testet neue Polizei-Leibchen in Bochum

Die griesegraue Ruhrmodestadt, Geburtsort des berühmten Pottschnitts und Hochburg des ärmellosen Proloshirts in den Trendfarben Schlacke und Kacke, wird zum Catwalk der Exekutive. „Testlauf in Bochum“, titelten die Fashionistas von dpa gestern: „Erste Polizisten in Poloshirts auf Streife.“ Das alte Büttelhemd „Toto“ in Schmiersenf oder der verknitterte Schinderumhang „Schimanski“ in Nikotingilb sind nicht mehr zeitgemäß, in aktuellem Casual-Schick sollen die Modebullen und -färsen Nordrhein-Westfalens der geneigten Halbwelt fortan entgegentreten. Innenminister Herbert Reul (CDU) will die Truppe ganz neu einkleiden und hat eine Charge kleidsamer Poloshirts bestellt. Diese Musterstücke sollen 50 Beamte „vier Wochen“ sowie „auf Herz und Nieren“, aber vor allem im Ruhrgebiet prüfen, denn kaum ein Pflaster wirkt derart aufrauend auf Nerven und Gewebe. Nach dem Testmonat scharf durchsabbernder „Hömma!“- und „Samma!“- Beschallung durch renitente Ruhrbürger und die ständige Currywurstbefleckung im Einsatzfahrzeug dürften die Fetzen am spacken Polenteleib kaum wiederzuerkennen sein. Die Reul’sche Hoffnung, müden Ordnungshütern mit den Hemdchen kavalleresken Polo-Schneid zu verleihen, wird jedenfalls kaum erfüllt werden.

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