: Ampel auf Entzug
Frühjahrsmüdigkeit im Bundeskanzleramt
Zunächst schien alles so zu sein wie immer am Montag: Olaf Scholz vergaß Worte, seine Rede enthielt Satzbaufehler und er verlor dauernd den Faden. Doch dann berichtete der Kanzler von Sehstörungen und sogar Halluzinationen: Er habe nachts auf den Fluren des Kanzleramts Angela Merkel gesehen, die im weißen Nachthemd durch die Gänge schlafwandelte, stammelte Scholz. Alles eine Folge des massiven Schlafentzugs, nachdem die Mitglieder des Koalitionsausschusses in der Zentrale der Macht die Nacht durchgemacht hatten – nach der Devise: Wer am längsten wach bleibt, hat recht. Bald zeigten sich weitere Ausfallerscheinungen. Der ausgelaugte Christian Lindner erschien splitterfasernackt vor der Bundespressekonferenz. Der übernächtigte Robert Habeck wollte vor dem Bundestag „einen Bock umstoßen“ und rammte eine Touristin aus Hessen um. Die übermüdete Ricarda Lang machte Kevin Kühnert ein Heiratsangebot, das dieser geschwächt sofort annahm. Die Schlafklinik Kanzleramt hatte ganze Arbeit geleistet. Ampel auf Entzug. Wer wie die gähnigen Koalitionäre keine Frühjahrsmüdigkeit verspürt, der schafft sie sich selbst.
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