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Zentralbanken heben an

Sie halten die Gefahren durch die Inflation für gravierender als durch das Bankenbeben der vergangenen Tage: Währungshüter erhöhen Leitzinsen

Von Kai Schöneberg

Trotz des Bankenbebens haben am Donnerstag nach der US-Notenbank Fed weitere Zentralbanken ihre Leitzinsen erhöht. Die Bank of England, die Schweizer Nationalbank und die norwegische Zentralbank hoben ihre Leitzinsen an, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. „Das US-Bankensystem ist gesund und widerstandsfähig“, betonte die Fed, als sie am Mittwochabend ihre Leitzinssätze um 0,25 Prozentpunkte auf 4,75 bis fünf Prozent steigerte.

Damit wollte die wichtigste Notenbank der Welt Ruhe ausstrahlen nach den Turbulenzen im Bankensektor in den vergangenen Tagen. Starke Zinserhöhungen könnten die Schwierigkeiten des Finanzsektors zwar weiter verschärfen, weil sie die Konjunktur tendenziell abbremsen. Dennoch hält die Fed wie auch die Europäische Zentralbank EZB in der vergangenen Woche die Gefahren, die von der weiter hohen Inflation ausgehen, für gravierender.

Die Bank of England sah das ähnlich und hob den Leitzins am Donnerstag ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent an. Es ist bereits die elfte Zinserhöhung seit Ende 2021, als der Zins noch knapp über der Nulllinie lag.

In den USA dürfte allerdings nach genau einem Jahr fortwährender Erhöhungen bald der vorläufige Zinsgipfel erreicht sein. Denn die US-Währungshüter peilen in ihrem aktualisierten Ausblick zum Jahresende ein Zinsniveau von 5,1 Prozent an – so wie sie es bereits im Dezember angekündigt hatten.

US-Notenbankchef Jerome Powell machte deutlich, dass die Fed die Zinsen falls nötig weiter anheben werde. Er erwarte, dass die jüngsten Bankenausfälle die Nachfrage ausbremsen könnten und so einen ähnlichen Effekt wie Zinserhöhungen haben dürften. „Das bedeutet im Prinzip, dass die Geldpolitik weniger Arbeit zu erledigen hat“, so der Notenbankchef.

Der Zusammenbruch der kalifornischen Regionalbank Silicon Valley Bank vor knapp zwei Wochen hatte für Wirbel im Bankensektor und an den Börsen gesorgt. Eine Reihe anderer Banken in den USA und in Europa gerieten in Schwierigkeiten, in der Schweiz traf es die Großbank Credit Suisse, die in von ihrer Konkurrentin UBS gekauft wurde.

(mit Agenturen)

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