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berliner szenenBlumen für die Barista

Die Barista ist ausnehmend freundlich, das macht sie noch schöner. Im Märchen wäre von Liebreiz die Rede. Neue Kunden weist sie auf die Wasserkaraffe im Regal hin, altbekannte fragt sie „Wie immer?“ oder ob die Silvesterparty gelungen ist. Bei einem Touristenpaar erkundigt sie sich, ob sie mit ihrer Kuchenempfehlung richtig lag, und wischt nebenbei verschüttetes Wasser weg. Und der Azubi bekommt ein dickes Lob, weil es ihm gelungen ist, die hartnäckigen Kalkflecken aus der Spüle zu entfernen. Er strahlt.

Zwei am Rand sitzende junge Männer lassen die Frau nicht aus den Augen, ein Langer und ein Runder. Sie arbeiten selbst in einer Filiale dieses Cafés, heute ist ihr freier Tag. Die Kaffeesorten können sie sämtlich im Schlaf herbeten und würden sich doch am liebsten jede einzelne noch einmal von der Kollegin erläutern lassen. Hauptsache im Kontakt bleiben.

Eine ältere Kundin kommt mit einem Blumenstrauß. „Weil sie immer so nett zu mir sind.“ Die Barista ist gerührt, auf der Stelle werde sich ihre Laune bessern, lacht sie. „Du hattest schlechte Laune? Das würde bei mir anders aussehen“, kommentiert der Runde, und der Lange bestellt sich noch eine Cola. Beide lästern über eine Kollegin, die sich krass die Haare gefärbt hat.

Die Barista kontert, das sei doch mutig, sie traue sich wenigstens etwas. Selbst für Abwesende findet sie freundliche Worte – und der Lange stellt fest, dass ihm die Cola noch nie so gut geschmeckt hat wie heute.

Sein Kumpel legt ihm die Hand auf den Unterarm. „Sollen wir mal zur Beruhigung eine rauchen gehen?“ Und zur Barista gewandt: „Vielleicht kommst du ja mit?“ Nein, sagt sie stolz, am Neujahrstag habe sie mit dem Rauchen aufgehört.

„Geh ruhig schon mal vor, ich komm gleich nach“, raunt der Lange seinem Kumpel zu. Er ist gerade zum Nichtraucher geworden.

Claudia Ingenhoven

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