Die Werbepause : Elend und Erlösung
Diese katholischen Missionare können einem schon ganz schön die Laune verderben. Denn auf der Webseite des Internationalen Katholischen Hilfswerks missio stürzt das Elend dieser Welt über einem zusammen: HIV-Waisen in Thailand, Flüchtlingslager in Somalia, überall zerrissene Familien in Not. Zum Glück aber, erfahren derzeit Betrachter der jüngsten missio-Missionsaktion an Bushaltestellen und Plakatstellwänden, gibt es Schwester Raphaela. Mit gütigem Lächeln hält sie einen kleinen, herzzerreißend dreinschauenden afrikanischen Jungen auf dem Arm: „Seine Mutter starb an Aids. Doch er fand neuen Lebensmut.“ Gedankt sei Raphaela.
Es ist gut, dass ihr Hilfswerk Schulen in Afrika baut oder Bäume für die Bauern dort pflanzt. Was nicht gut ist: dass das platte Motiv vom kulleräugigen, afrikanischen Kind und dem heilsbringenden Missionar noch immer nicht ausgedient hat.
Nun spazieren die katholischen Missionare längst nicht mehr mit Bibel und Kruzifix in Afrika umher. Dass Mission auf die harte Tour irgendwie schon länger nicht mehr gut ankommt, musste man wohl einsehen. Doch auch wenn man jetzt allerhand praktisch-nützliche Dinge tut, ist diese Erlösernummer einfach ärgerlich: weil sie besagt, dass die Menschen in Afrika sich sowieso nicht selbst helfen können. Dass immer noch erst wie in unseligeren Zeiten Schwester Raphaela kommen muss: Wir bringen euch unseren Gott und gleich auch alles, was ihr sonst noch so braucht, und dann geht es euch gut, und erlöst seid ihr auch. Amen. ANNA KLÖPPER