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Archiv-Artikel

Man kennt sich, man hilft sich

Die CDU entscheidet heute, ob Rolf Bietmann in Lindenthal für den Bundestag kandidieren darf. Sein alter Rivale Richard Blömer hat ihm dafür den Weg geebnet. Womöglich nicht ganz uneigennützig

VON FRANK ÜBERALL

Rolf Bietmann will im Herbst wieder in den Bundestag, egal von wo aus. Ob der einflussreiche Kölner CDU-Mann auf der Landesliste wieder einen aussichtsreichen Platz bekommt, ist unklar. Deshalb kämpft Bietmann heute um den Wahlkreis Lindenthal und Rodenkirchen – den einzigen Bezirk, in dem es realistische Chancen für die Union auf ein Direktmandat gibt. Am Abend wird in Lindenthal abgestimmt. Für Bietmann ist der Gang nach Lindenthal pikant. Denn hier herrscht noch immer sein Rivale Richard Blömer.

Blömer, einst mächtiger Kölner CDU-Potentat und Vorsitzender der Partei, strebt zurzeit offiziell nicht nach neuen Ämtern. Der Grund: Gegen den ehemaligen Vorsitzenden der Kölner Union sind drei Ermittlungsverfahren anhängig sind. Der designierte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers war aus Angst vor einer Wahlniederlage höchst persönlich nach Köln gefahren, um die erneute Landtagskandidatur von Blömer zu verhindern.

Nun sind Blömers treue Anhänger also gefragt, Rolf Bietmann zu unterstützen. Er soll sie im Bundestag vertreten. „Das ist eine reizvolle Aufgabe, einen solch interessanten Wahlkreis zu betreuen“, meint Bietmann selbst: „Man hat mich darum gebeten, und ich bin dieser Bitte gerne nachgekommen.“

Die Parteispitze hat Bietmann nach eigenen Angaben hinter sich. Doch die Basis ist noch uneins. Während die Lindenthaler voraussichtlich Blömers Vorgabe folgen, sähen die Rodenkirchener lieber den Ratsherrn Michael Paul im Bundestag. Die CDU in der Innenstadt enthält sich jeglicher Stellungnahme. Für Bietmann ist die Wahl am Montagabend ein Test: Wenn er hier durchfällt, kann er immer noch in seinem bisherigen Wahlkreis Nippes antreten. Dort wird erst in den nächsten Tagen gewählt.

Dass der immer noch von der örtlichen Basis verehrte Blömer den Daumen zugunsten von Bietmann gehoben hat, löst bereits Spekulationen aus. Könnte Blömer etwa nach dem Ende seiner Ermittlungsverfahren wieder Spitzenpositionen in der Partei für sich beanspruchen? „Für die Kölner CDU wäre das das Beste“, rutscht es Blömer auf Anfrage der taz spontan heraus. Schnell schränkt er wieder ein: „Doch das heißt nicht, dass ich schon einen Gedanken an so etwas verschwende. Ich habe keinerlei Planungen.“ Auch Bietmann bestreitet vorauseilend, dass es irgendwelche Vereinbarungen gebe – obwohl von Vereinbarungen gar nicht die Rede war.

Den künftigen christdemokratischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers dürfte ein Blömer-Comeback freilich wenig erfreuen. Trotzdem gibt es viele in der Union, die hinter vorgehaltener Hand für ein Revival des Strippenziehers plädieren.

Blömers Chance: Dass sein Fall ausgeht wie der von Bietmann. Denn schließlich wurde unlängst ja auch noch gegen den Bundestagsabgeordneten ermittelt. Die Nachforschungen wurden jedoch gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Die Schuld sei nicht ausreichend festgestellt worden, hieß es von der Anklagebehörde.

Darauf kann auch Blömer hoffen. Es liegt in der Hand der Kölner Staatsanwaltschaft unter der künftigen Leitung eines CDU-Landesjustizministers, ob auch Blömer einen solchen „Freispruch zweiter Klasse“ erhält. Dann jedenfalls wird sich der leidenschaftliche Politiker kaum mehr mit seinem Posten als Stiftungsgeschäftsführer in Königswinter zufrieden geben.