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Wenn in einem Kuss die Magie steckt

Laut Anzeigetafel haben wir noch eine Minute, um uns zu verabschieden, bevor die U8 kommt. Besser so: Eine Minute ist zu kurz, um dramatisch zu werden, und sie reicht auch nicht aus zu merken, dass die Tage zusammen bereits vergangen sind und wir nicht wissen, wann wir uns wiedersehen werden.

Wir nehmen uns in die Arme, ziehen die Maske runter und küssen uns. Am Gleis der Station Boddinstraße ist es an diesem Januarnachmittag voll. Einige der wartenden Menschen starren uns an. Wir spüren es, es ist uns aber nicht wichtig. Die U-Bahn, die jeden Augenblick auftauchen und uns trennen wird, dagegen nicht.

Plötzlich springt die angegebene Wartezeit auf der Anzeigetafel von einer auf zwei Minuten und wir spielen mit der Idee, dass wir mit dem Küssen die Zeit zurückdrehen können. Wir machen einen weiteren Versuch und es funktioniert. Wir glauben, in einer Zeitschleife, in einem Film wie “Und täglich grüßt das Murmeltier“, festzustecken. Dann kommt aber doch der Zug und unsere magischen Kräfte sind alle.

Berlin-Neukölln

163.800 Ein­wohner*innen.

Die U8 bewegt nicht nur Neukölln. Zur unterirdischen Orientierung in dem Ortsteil reicht ein Blick: Der U-Bahnhof Hermannplatz winkt mit Gelb, die Station Leinestraße ist grün gefliest, und für die Boddinstraße dazwischen hat man in der Farbfolge Blau gewählt.

Beim “Einsteigen, bitte“ küssen wir uns trotzdem noch einmal. Luciana Ferrando

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