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Archiv-Artikel

Hundert Euro für’s Verpetzen

VANDALISMUS Der Schulleiter eines Gymnasiums in Buchholz stellt eine Belohnung für Verpfeifen in Aussicht. Die Linke will das verbieten

Der Kreisverband Harburg-Land der Linkspartei fordert die Landesschulbehörde Niedersachsen auf, das „Kopfgeld“ zu unterbinden. Armin May, der Schulleiter des Gymnasiums am Kattenberge in Buchholz, bietet seinen Schülern hundert Euro für Hinweise, die zur Überführung von Randalierern beitragen. Unbekannte hatten die Toiletten des neu bezogenen Schulgebäudes beschmiert.

„Das Aussetzen eines Kopfgeldes ist eine pädagogisch völlig verfehlte Maßnahme und geht sogar in Richtung Schwarzer Pädagogik“, sagt Anja Stoeck, die Vorsitzende der Linken im Landkreis Harburg. Ein Lehrbeauftragter müsse anders auf die Vorfälle reagieren: „Die Lehrer sollten sagen: ‚Ey Leute, das sind eure eigenen Sachen, die ihr hier kaputtmacht‘“, sagt die siebenfache Mutter.

Schulleiter Armin May wehrt sich gegen die Vorwürfe der Linkspartei, er habe ein „Kopfgeld“ ausgesetzt. „Das ganze ist im Grunde schlecht recherchiert. Ersetzen sie das Wort Kopfgeld gegen Belohnung“, sagt er. Die Schüler sollen sich mit den Hinweisen nicht an ihn, sondern an die Schülervertretung wenden. An seiner Schule herrsche ein vernünftiges Klima. „Und das will ich mir nicht von so ein paar Leuten kaputtmachen lassen“, so May.

Zwölf Millionen Euro kostet das neue Schulgebäude den Landkreis. „Wir tragen hier auch eine gewisse Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler“, sagt May.

So sieht es auch die Landesschulbehörde Niedersachsen. „Strafrechtliche Handlungen dieser Art kosten den Schulträger und damit den Steuerzahler viel Geld“, sagt deren Pressesprecher Christian Zachlod. Er wirbt um Verständnis für den Schulleiter: „Wir halten dies für ein wirksames Vorgehen gegen Vandalismus.“

Die Linke fordert mehr Demokratie an Schulen, kleinere Klassenstärken und eine bessere Bezahlung der Lehrer. „Eine solch fundierte Schulpolitik würde Kamikaze-Maßnahmen wie das Ausloben von Kopfgeld überflüssig machen“, sagt Stoeck.  (taz)