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Wenn Traditionelles auf Modernes trifft

Hamburg-Sternschanze

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Ist der kleinste Stadtteil Hamburgs, hat dafür aber viele laute Stimmen. Beliebter Startpunkt für Demonstrationen und ein kultureller Hotspot.

Auf den Straßen des Schanzenviertels ist einiges los, aber als ich das Hostel betrete, herrscht eine träge Stimmung im Aufenthaltsraum. Um mich herum müde Backpacker, die leidenschaftslos auf ihre Laptops starren. Und ich ziehe mir irgendeine Netflix-Serie rein … Plötzlich werde ich von lauten Stimmen aus meiner Trance gerissen. Acht Wandergesellen in altertümlich wirkender Arbeitskluft und mit skurrilen Hüten füllen den Raum. „Was machst du denn hier?“, ruft einer erfreut – „Ich arbeite doch hier beim Einheimischen!“, ruft ein anderer zurück. Hat sich etwa eine Zeitschleuse geöffnet, die sie an diesen Ort des postmodernen Reisens geführt hat?

Ich brauche eine Weile, bis mir einfällt, dass es sich dabei um eine alte Tradition handelt. Drei Jahre lang sind die Hand­wer­ke­r auf Wanderschaft mit dem Ziel, ihr Können zu perfektionieren. Oldschool sind sie ohne jeglichen technischen Schnickschnack unterwegs und müssen sich auf die Hilfe leibhaftiger Menschen verlassen.

Und während ich sie beobachte, denke ich, dass es beim Reisen ja gerade auch um diese zwischenmenschliche Erfahrung gehen sollte, statt allein an einem anderen Ort auf seinen Laptop zu starren. Tatjana Smudzinski