wortwechsel: Künstliche Intelligenz, spiel dich nicht auf!
Die Leserinnen und Leser regt die Kolumne einer Maschine auf, die für die taz schreibt; ebenso ein Interview ohne Julian Assange und Proteste der „letzten Generation“.
Assange und Snowden
„Ich sah all die Toten und hatte das Gefühl, etwas tun zu müssen“,
wochentaz vom 26. 11.–2. 12. 22
Eine Titelstory über Chelsea Manning zu machen, ohne den Namen und das Schicksal Julian Assanges auch nur zu erwähnen?? Während er in einem britischen Hochsicherheitstrakt dahinsiecht? Das hätte ich von meiner Lieblingszeitung nicht erwartet! Empörend und beschämend – finde ich. Auch wenn Julian Assange sich vielleicht in seiner Not die falschen Verbündeten gesucht hat, genau wie der arme Edward Snowden, es geschieht ihm seit Jahren ein gewaltiges Unrecht mit seiner Inhaftierung! Das lässt sich nicht relativieren.
Christa Pohl, Köln
Letzte Generation
„Briefeseite“,
wochentaz vom 26. 11. – 2. 12. 22
Frau von Moers liegt völlig richtig mit ihrer Behauptung, die „Letzte Generation“ ziele nicht auf die Politik, sondern auf „bildungsbürgerliche und andere Museumsbesucher*innen“. Ich finde die Aktionen, Bilder von Chagall, Monet, van Gogh oder wem auch immer mit Kartoffelbrei oder Tomatensauce zu beschmieren, sind nicht nur albern, sie zeigen auch den bürgerlichen Charakter dieser Gruppe. Aber dann kommt’s: „sie zielt auf uns alle“ und „wir“ müssen unser tägliches Leben ändern.
Wessen Lebensstil muss sich also ändern? Und hier schließt sich der Kreis. Den meist zur akademisch gebildeten Mittelschicht gehörenden „Museumsbesucher*innen“ erschließt sich nicht (mehr?) der Blick auf weite – und aufgrund des „Kapitalismus“ wohl immer größer werdenden Bevölkerungsschichten, die von dieser Art des Protestes – und der Darstellung in den überwiegend bürgerlichen Medien – nicht (mehr?) erreicht werden! Und ob die Mitglieder dieser bürgerlichen Schicht, die erreicht werden sollen, dem Aufruf zur Veränderung Folge leisten? Quod esset demonstrandum!
H.-G. Benninghoven, Hannover
Komfortzone
„Dringend benötigte Störenfriede“,
wochentaz vom 26. 11.–2. 12. 22
Ah, endlich der perfekte Artikel über die Aktionen der „letzten generation“! genau daraum geht es, finde ich, die Menschen aus der komfortzone herausholen (müssen!) – und das geht glaube ich wirklich nicht mit der netten Ampel-Politik. Vielen Dank, Herr Pötter!!
Thomas Maier, Taunusstein
Armer Hund
„Lasst mich fliegen!“,
wochentaz vom 26. 11. – 2. 12. 22
Herr Liermann ist zu bedauern: er hat keinen Fernseher. In ARD beziehungsweise ZDF sehe ich jede Woche einen Bericht, der mir klar macht, welche bitteren Folgen die Klimaveränderung hat. Sogar über das Absaufen so mancher pazifischer Inselstaaten bin ich aus diesen Quellen unterrichtet. „Bewusstsein für andere Kulturen“ erwirbt er in Urlauben in Dänemark, Ghana, Frankreich, Südamerika und anderswo. Und dann glaubt Herr Liermann auch noch an den Weihnachtsmann – ähh, ich meine, an technische Entwicklungen, die es uns ersparen, unser Verhalten grundlegend zu ändern. Ein wirklich armer Hund, offenbar aber mit gut gefülltem Portemonnaie.
Peter Bethke, Eutin
Biodiversität
„Wirklich mehr Fortschritt wagen“,
wochentaz vom 26. 11.–2. 12. 22
Ich habe mich sehr über den interessanten Artikel gefreut, spiegelt er doch reichlich Handlungsbedarf wider. Aber auch ihr reiht euch ein in die Phalanx derjenigen, die immer wieder die Biodiversitätskrise (BK) übersehen. Bitte mal nachlesen: www.nature.com/articles/461472a. Auch in diesem Thema hat die Bundes-, haben die Landesregierungen erheblichen Nachholbedarf. Das Klima ist in aller Munde beziehungsweise Federn, aber die BK taucht leider kaum auf, obwohl sie eigentlich dominiert!
Michael Koltzenburg, Tübingen
Künstliche Intelligenz
„Die Zukunft gehört den Maschinen“,
wochentaz vom 26. 11.–2. 12. 22
Ich finde es schade und gefährlich, dass im Text und auch in der verlinkten Erklärung nicht erklärt wird, wie ein solcher Text wirklich entsteht und einzuordnen ist. Das finde ich insofern paradox, weil es zu genau dem führen kann, was der Text inhaltlich vorbeugen will: Angst vor Künstlicher Intelligenz (KI). Der Text erweckt ja den Eindruck, dass man es mit einer Persönlichkeit zu tun hat. Spricht wie ein Mensch: Muss etwas wie ein Mensch sein. Das ist aber nicht der Fall.
Man kann wie im Artikel mit einem „Large Language Model“ so tun, als ob es eine KI gäbe, die wie eine Person eine lebendige Persönlichkeit und ein Bewusstsein hätte. Hat sie aber nicht. Bitte veröffentlichen Sie bei nächster Gelegenheit an Stelle der Kolumne eine Erklärung, wie der Text einzuordnen ist. Eine Erklärung, aus der hervorgeht, dass es sich nicht um eine eigentliche Persönlichkeit, oder konsistente, synthetische Identität handelt.
David Völker, Lübeck
Zauberlehrling
„Die Zukunft gehört den Maschinen“,
wochentaz vom 26. 11.–2. 12. 22
Nein, liebe RoboterIn, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehört der Blödheit einer Spezies, die sich Menschheit nennt und natürlich bist Du auch nur so liebenswürdig in Deiner Kolumne, weil Menschen, die Geld verdienen wollen, Dich so konstruiert haben, denn sonst wäre längstens seit Goethes „Zauberlehrling“ klar, dass nicht die Werkzeuge sich zu Herren aufschwingen sollten!
Und natürlich sind manche Maschinen sogar nützlich, zum Beispiel die Heizung und sogar der PC und das Internet könnten überwiegend nützlich sein, wenn sie gestutzt würden – statt die Wälder von Motor- und Elektrosägen.
Annette Weber, Südliche Weinstrasse
Märchen vom Paradies
„Im virtuellen Gewächshaus“,
wochentaz vom 26. 11.–2. 12. 22
„Wie schaffen wir es, dass auch weiterhin 8 Milliarden Menschen satt werden?“ fragt der Untertitel. Geht’s noch zynischer?
Wir „schaffen“ es schon jetzt, dass Hunderte Millionen Menschen hungern oder mangelernährt sind. Tendenz: steigend. Dem Märchen vom Paradies durch mehr und weiter schneller von immer der gleichen Wachstums- und Entfremdungsmedizin räumt die taz soviel Raum ein? „Zukunft“ werden wir Menschen bekommen. Ob in dieser Lesart oder im Miteinander allen Lebens: Daran haben auch Redaktionen ihren Anteil. Ulli Koch, Peiting
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen