berliner szenen: Wie Männer unter sich reden
Samstagnacht in einer Kneipe. Die Männerrunde am Nachbartisch hat bereits einigen Schnaps intus. Als die Freundin, mit der ich da bin, auf die Toilette geht, bittet einer der drei Männer mich, mir kurz die Ohren zuzuhalten. Ich lege meine rechte Hand betont auf das für die drei sichtbare Ohr und höre mit dem anderen: „Ich habe mir extra eine lange Unterhose angezogen, weil ich dachte, ich friere mir heute den Arsch ab und jetzt schwitze ich wie Sau.“ Ich tue, als hätte ich nichts gehört.
Kurz darauf kommt das Gespräch auf eine Frau, die der eine kennengelernt hat. Sein Kumpel zieht ihn auf: „Erzähl das Problem.“ Er zögert: „Naja, sie hat vier Kinder.“ Sein Kumpel meint: „Aber das ist lange nicht alles.“ Der Dritte fragt neugierig: „Wieso? Was denn noch, bitte?“ Der Gefragte erzählt, dass die Frau ihm mit einem Mal täglich schreibe und er sich langsam Sorgen mache, dass sie doch etwas Ernsteres wolle und er zum Vater ihrer vier Kinder würde, und endet: „Und dann ist da noch das mit dem Geruch.“
Die anderen geben Jodellaute von sich. Er seufzt: „Als ich das erste Mal an ihr runtergegangen bin, dachte ich noch: Gut, sie hat wegen der Kinder nicht geschafft zu duschen.“ Aber beim zweiten Mal habe sie extra einen Babysitter engagiert: „Also hätte sie doch wohl Zeit für eine Dusche gehabt? Aber was soll ich sagen: Sie stinkt da unten gewaltig.“ Einer der anderen feixt: „Was gehst Du auch nochmal an ihr runter? Gibt doch genug anderes!“ Der dritte lacht: „Du musst die Ische in den Garten locken und es draußen mit ihr treiben! Da verpufft der Gestank!“
Ich gucke die drei entgeistert an und kann es nicht lassen zu sagen: „Und ihr meint, die langen Unterhosen seien nichts für meine Ohren?“ Sie zucken mit den Schultern: „Jetzt weißt du, wie Männer miteinander reden.“
Eva-Lena Lörzer
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