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Archiv-Artikel

Chance fürs Alu-Werk

Kommende Woche wollen die Gesellschafter des HAW mit Vattenfall und dem Senat über eine günstigere Belieferung mit Strom verhandeln

von Gernot Knödler

Die Straße zum Hamburger Aluminium-Werk (HAW) säumen Kreuze. Im Werk hängen schwarze Fahnen. Aus den Fenstern der Büros schauen die Mitarbeiter auf groß kopierten Fotos und sagen: „Ich will meinen Arbeitsplatz behalten.“

Sie haben allen Grund, sich Sorgen zu machen, denn die Schließung des größten Teils der Hütte ist im Prinzip beschlossen. Nur wenn es bis Oktober gelingen sollte, einen neuen langfristigen Stromlieferungsvertrag mit HEW/Vattenfall abzuschließen, wollen die Gesellschafter ihren Beschluss noch einmal überdenken. Wie Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gestern bestätigte, versucht der Senat außerdem, einen neuen Gesellschafter für das Werk zu finden.

Sollte es dazu nicht kommen, würden die Elektrolyse-Öfen, in denen aus Aluminiumoxid Aluminium hergestellt wird, und die Anlage, die die Anoden hierfür produziert, abgebaut. Rund 450 von 550 Arbeitsplätzen würden dann vernichtet. Einzig die Gießerei, in der Aluminiumabfälle eingeschmolzen werden, soll bleiben. Deren mit Gas beheizte Schmelzöfen liefern die Barren für das Walzwerk der Norsk Hydro auf demselben Gelände, in dem weitere 500 Menschen arbeiten.

Grundlage für die Verhandlungen mit HEW/Vattenfall ist ein Gesprächsangebot, das der Versorger in letzter Minute gemacht hat, nachdem zuvor über Jahre verhandelt worden war. Das Angebot direkt anzunehmen, lehnten die Gesellschafter – Norsk Hydro, Alcoa und Amag – ab. Vattenfall hatte eine Bestandsgarantie für das HAW für mindestens zwei Jahre gefordert, wollte den derzeitigen Stromliefervertrag aber nur um ein halbes Jahr verlängern.

Die Gesellschafter hätten das Angebot trotzdem annehmen sollen, kritisierte Betriebsrat Karl-Heinz Dieck. Schließlich hätten sie über 30 Jahre hinweg sehr gute Gewinne aus dem Werk gezogen. Stattdessen sollten bereits im Juni die ersten Kollegen gekündigt werden. „Wir sind tief enttäuscht über den Teilstilllegungsbeschluss“, sagte Dieck.

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