Damals in der Mainzer Straße

An die Räumung besetzter Häuser vor 32 Jahren wird ab Freitag erinnert

Von Peter Nowak

Am Freitag, dem 11. November, jährt sich zum 32. Mal die Räumung der besetzten Häuserzeile an der Mainzer Straße in Friedrichshain. Eigentlich ist ein solch ungerader Jahrestag kein Grund für größere Aktivitäten. Doch in diesem Jahr ist alles anders: Vom 11. bis 14. November werden die Erinnerungsveranstaltungen nachgeholt, die zum 30. Jahrestag im Jahr 2020 geplant waren, aber durch die Corona-Pandemie verhindert wurden.

Am 11. November wird um 18 Uhr im Jugendwiderstandsmuseum in der Rigaer Straße 9/10 eine Ausstellung eröffnet, die einen Einblick in die drei bewegenden Tage vom 10. bis 12. November in Friedrichshain gibt. Deutlich wird das provokative Vorgehen der Polizei, die mit Wasserwerfern auf die Fenster der besetzten Häuser zielte. Dagegen wurden von Be­woh­ne­r*in­nen und Un­ter­stüt­ze­r*in­nen Barrikaden errichtet, die aber die bundesweit zusammengerufenen Polizeikräfte am frühen Morgen des 12. November nicht lange aufhalten konnten.

In der Ausstellung wird die Frage gestellt, wer eigentlich den Befehl für den martialischen Polizeieinsatz vor 32 Jahren gab. Erinnert wird an die Verhandlungsversuche einiger Besetzer*innen, die vor allem von linken DDR-Oppositionellen unterstützt wurden. Doch der damalige Regierende Bürgermeister Walter Momper absolvierte in den turbulenten Tagen einen Besuch in Moskau und eine Vertretung war für Vermittlungsversuche nicht erreichbar. Darüber schreibt ein Augenzeuge der Räumung unter dem Alias-Namen Antonio Porete in dem Buch „Stino Von West nach Ost durch Berlin 1990“. Der Autor wird am 14. November um 19 Uhr im Jugendwiderstandsmuseum seine persönlichen Eindrücke der Tage der Räumung vortragen.

Doch nicht nur an die Repressionen soll in dem kleinen Rückblick erinnert werden. Zur Ausstellungseröffnung wird der Film „The Battle of Tuntenhaus“ zu sehen sein, in dem Juliet Bashore das Leben eines von Schwulen besetzten Hauses in der Mainzer Straße dokumentiert, das mit seinen subkulturellen Aktivitäten über Berlin hinaus bekannt wurde. Und wer sich gründlicher darüber informieren will, kann dazu im Schwulen Museum in der Lützowstraße 73 noch bis zum 14. Februar die von Bastian Krondorfer kuratierte Ausstellung „Der kurze Sommer des schwulen Kommunismus“ anschauen.