piwik no script img

das wird„Panik ist ein weißes Rauschen, das einen aus der Realität katapultiert“

Künstlerin Katja Aufleger spielt in Wilhelmshaven mit dem Unbehagen

Katja Aufleger

Jahrgang 1983, stammt aus Oldenburg, Studium in Hamburg, Ausstellungen weltweit. Lebt in Berlin.

Interview Andreas Schnell

taz: Frau Aufleger, Ihre Ausstellung heißt „It’ s never too late to panic …“ Ist das eine Warnung an sensible Menschen?

Katja Aufleger: Es gibt tatsächlich eine kleine Warnung, aus Sicherheitsgründen. In der Ausstellung blinkt es und es gibt zum Teil unheimliche Geräusche, aber es ist auch kein Stroboskop-Gewitter.

Ein bisschen Panik möchten Sie aber schon erzeugen?

Ja, aber es gibt ja verschiedene Varianten von Panik. Mir geht es eher darum, ein Gefühl zu beschreiben. Natürlich ist das auch ein bisschen auf unsere Zeit gemünzt, aber ich versuche meine Ausstellungen offen zu halten, sie auf ein Gefühl zu reduzieren, das dann ausgefüllt werden kann, mit politischen oder privaten Assoziationen. Panik ist ja einerseits ein gesellschaftliches Gefühl, aber auch ein sehr persönliches.

Ihre Ausstellung ist also kein ausdrücklicher Kommentar zur Lage …

Der Titel steht schon eine Weile mit dem ungefähren Konzept. Mein Hauptanliegen war, ein Gefühl zu erzeugen, das für mich ein bisschen ambivalent ist. Aber natürlich gibt es auch einen Bezug zu den aktuellen Entwicklungen.

Das Gefühl der Panik ist für Sie also nicht nur negativ?

„It‘s never too late to panic“: bis 27. 11., Kunsthalle Wilhelmshaven

Panik ist ja wie ein weißes Rauschen, das einen aus der Realität katapultiert. Aber bezogen auf die Ausstellung meine ich das hauptsächlich auf ein Gefühl bezogen, das sich nicht ganz zuordnen lässt. Und das ist Panik eben auch. Sie entsteht ja meistens aus einem Gefühl der Unsicherheit. In einem Ausstellungsraum kann man so ein Gefühl eher erzeugen, wenn es nicht ganz explizit ist, wenn man auch ganz leicht fasziniert davon ist und Lust darauf hat, sich das anzuschauen. Wenn man nur ein schlechtes Gefühl bekommt, geht man ja gleich wieder raus, das ist natürlich auch nicht Sinn der Sache. Man soll ein bisschen das Gefühl haben: Möchte ich jetzt hier sein oder nicht? Ich glaube, dann wird es am ehesten interessant, und das hoffe ich zu erreichen.

Was erwartet uns denn in Wilhelmshaven?

Wenn man die Kunsthalle betritt, sieht man als erstes eine Baggerschaufel, die sozusagen das Maul auf und zu macht, als wäre sie lebendig geworden. Über die verschiedenen Ebenen verteilt gibt es noch zwei weitere Schaufeln, die miteinander kommunizieren. Auf einer Ebene gibt es verschiedene Signalleuchten, die chaotisch blinken und sich drehen. Dadurch entstehen schöne Zeichnungen an den Wänden, aber auch ein chaotisches Durcheinander. Im unteren Bereich gibt es noch eine Videoarbeit, in der Pusteblumen angezündet werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen