wortwechsel: Wachsen ja, aber klimaneutral
Klimaschutz geht nur ohne Kapitalismus, aber Transformation in eine defossilierte Welt benötigt Wachstum, oder? Briten nehmen schlangestehend Abschied von Elisabeth II.
Klimaneutral
„Schrumpfen statt Wachsen“,
taz vom 17. 9. 22
Für mich bedeutet die Transformation einer fossilen Welt hin zu einer defossilierten Welt weiterhin Wachstum. Für mich ist Klimaschutz eigentlich ganz einfach. Die Klimarettung kann gelingen, wenn wir die Schuldigen identifizieren. Die Schuldigen für die fossilen CO2 Emissionen sind fossiles Öl, Gas und Kohle und damit Aral, Shell, BP und Co. Das bedeutet, dass wenn wir eine Transformation von fossilem Öl, Gas und Kohle hin zu erneuerbarem Öl, Gas und Kohle schaffen, sind wir klimaneutral. Man braucht nur fossilen Kohlenstoff zu verbieten, und die Wirtschaft wird den Rest regeln.
Harry Schüle, Neunburg vorm Wald
Zwänge
„Schrumpfen statt Wachsen“,
taz vom 17. 9. 22
Es braucht genau diese wahren Worte, man muss sie immer wieder aussprechen und die wahre Situation beschreiben, genau, wie Sie das tun, Ulrike Herrmann. Wir kommen jetzt schon in den Zwang zu Kreislaufwirtschaft und Verzicht, bleibt nur zu hoffen, dass alle das verstehen und die Erde nicht vorher zerstört und ausgeplündert worden ist.
Claudia Mucha, Wolfsburg
Planwirtschaft?
„Schrumpfen statt Wachsen“,
taz vom 17. 9. 22
Respekt, Frau Herrmann, endlich traut sich mal einer zu sagen, was man denn statt Kapitalismus machen könnte: nämlich Planwirtschaft! Geschickterweise versteckt sie dieses Unwort hinter dem historisch unverdächtigen Beispiel der „britischen Kriegswirtschaft“. So weit, so sehr gut. Aber wem macht Frau Herrmann ihren Vorschlag? Von wem soll der Systemwandel erreicht werden? Von den derzeit Führenden und den derzeit Geführten? Wohl kaum. Außerdem bräuchten wir dafür mindestens einen Weltkrieg. Die Welt wird also doch bis etwa 2070 warten müssen, wenn der Klimawandel kriegsähnliche Zustände erzeugt haben wird und uns zum Handeln zwingt.
Peter Bläsing, Bonn
Ressourcen
„Ändern oder untergehen“,
taz vom 14. 9. 22
Lieber Georg Seeßlen, Sie schreiben, „die Furcht vor dem Ende des Kapitalismus und seiner Wohlstandsversprechungen“ sei „offenbar größer als die Furcht vor dem Ende der Welt“. Doch vielleicht ist nicht die Furcht das Problem, sondern die fehlende Idee für eine Alternative!? Die bisherigen Alternativen, wie der real (nicht) existiert habende Sozialismus, waren weder hilfreich noch attraktiv. Weder war er ökologischer als der Kapitalismus, noch konnte er die Bedürfnisse der Menschen befriedigen. Deshalb mal ein Versuch: Wie wäre es mit einem „Ressourcensozialismus“?! Alle Naturressourcen – Wasser, Luft, Erde (Boden), Bodenschätze und Artenvielfalt – werden als gesellschaftliches Eigentum betrachtet, und es wird zentrale staatliche Aufgabe, diese Ressourcen zu erhalten und zu regenerieren. Peter Herholtz, Ahrensburg
Falsche Zielgruppe
„Das gar nicht so ewige Eis“,
taz vom 10. 9. 22
Der Ansatz des „Alpine Climate Summit“ ist meiner Meinung nach genau der richtige! Aus der eigenen Komfortzone lässt sich die Veränderung im Zuge der Klimakatastrophe nur erahnen und zu leicht ausblenden. Nur verstehe ich nicht, warum Schüler:innen zum Gletscher hinaufgebracht werden (die Entscheidungsträger:innen von morgen – wenn es für vieles zu spät ist) und nicht Politiker:innen und die oberen 10 Prozen (die Entscheidungsträger:innen von heute, die tatsächlich noch etwas ändern können). Es sollte sich doch inzwischen durchgesetzt haben, dass Bildung in jedem Alter wichtig ist und am wichtigsten dann, wenn hohe Verantwortung mit der eigenen Position einhergeht. Dann könnte man tatsächlich mal von einem Gipfeltreffen sprechen. Gloria Bauer, Weiden
Gewohnheitsrecht
„Scholz-Appell: Recht vor Gewalt“,
taz vom 22. 9. 22
Wir sind „Erzählende Affen“ und mögen Geschichten, wo Gut und Böse erkennbar ist. Da Wladimir Putin den Angriffskrieg auf die Ukraine befahl, ist er als „böse“ leicht identifizierbar. Wenn Sie einen Bären reizen, greift er irgendwann an. Wussten wir nicht, dass eine westlich orientierte Ukraine ein „No-go“ für Russland war? Subtilere Wurzeln für einen völkerrechtswidrigen Krieg spielen keine Rolle mehr. „Wann beginnt wie Gewalt?“ könnte sich auch das pakistanische Volk fragen, angesichts ihrer Umweltkatastrophe. Aber völkerrechtlich entsteht der Schaden nicht durch Krieg; er sieht nur kriegsähnlich aus und trifft überwiegend die Zivilbevölkerung. Und wohlwollend beantworten wir Hilfen nach Gutsherrenart. Gibt es ein Recht auf Gewalt, was das Ökosystem destabilisiert und unser Aussterben riskiert? Bestenfalls ein Gewohnheitsrecht, was den Westen erlaubt, sein Wirtschaftssystem – trotz naturwissenschaftlicher Systemkritik – fortzusetzen.
Matthias Losert, Waiblingen
Wahlpropaganda
„Deutsche Irrtümer“,
taz vom 22. 9. 22
Ein ausgezeichneter, kluger Artikel – endlich – für den wir Stefan Reinecke herzlich danken! Was CDU und FDP sich derzeit an Äußerungen zum Ukrainekrieg erlauben, ist äußerst unklug, kurzsichtig und offenbar als Wahlpropaganda zu verstehen. Dafür sind Menschenleben zu schade. Diese PolitikerInnen haben im Unterschied zu uns und zu einem ganzen Teil der Bevölkerung nie erlebt, was Krieg und Waffen bedeuten.
Fridburg Thiele, Sieglinde Duscheleit, Berlin
Kein Kniefall
„Die Demokratie hat abgedankt“,
taz vom 20. 9. 22
Vielen Dank für Ralf Sotschecks Kommentar, ist er doch der einzige, der mich aus meiner rührseligen, übersentimentalen Gemütsverfassung betreffs des Todes der Königin zu reißen vermochte. Gerade jetzt, wo fast alle Journalisten vor der toten Königin auf die Knie fallen, ist seine kritische Meinungsäußerung so überaus wichtig! Frank Stenner, Cuxhaven
Geliebte Formation
„London nimmt Abschied“,
taz vom 17. 9. 22
Schlange stehen – um welchen Preis? Ich musste mir mächtig gewaltig die Augen reiben ob der vielen Untertanen, die kilometerlang Abschied genommen haben von der Queen, aber noch immer nicht von der Monarchie. Ich bin gespannt, wie viele Menschen Abschied nehmen werden, wenn unsere Erde zu Grabe getragen wird. Rainer Kaiserswerth, Berlin
Kolonien
„Wessen Heldin?“, taz vom 13. 9. 22
Die Empirepolitik vom U.K. der letzten 400 Jahre nun der QEII anzuhängen, ist etwas billig, und warum erst jetzt? Im Übrigen war die Apartheid in Südafrika keine Folge der englischen Kolonialpolitik, sondern entstand aus dem Selbstverständnis der dort niedergelassenen weißen Buren. Die empfanden sich selber als die besseren Menschen, auch gegenüber anderen Weißen. Die Buren waren übrigens vor den Engländern dort und wurden erst durch brutalen Krieg von den Engländern sozusagen selber kolonisiert. Da war den Engländern die weiße Hautfarbe der Buren doch egal. Ist England nicht eigentlich selber eine Kolonie? Besiedelt und erobert von Sachsen und Angeln? Und on top, noch mit einem Königshaus deutscher Herkunft. Warum ist QEII überhaupt so ein großes Thema? Sie hatte nichts zu sagen, was auch richtig war und ist. GB ist schließlich eine Demokratie, keine Monarchie. Oskar Wilde auf taz.de
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