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Spezieller Urlaub

Tischtennisschiedsrichter Christoph Geigerzählt neuerdings zur Weltelite. Er pflegt ein Hobby mit guten olympischen Perspektiven

Von Hartmut Metz

Das Finale hat der Deutsche Christoph Geiger bei den Tischtenniseuropameisterschaften in München knapp verpasst. Landsmann Dang Qiu, der letztlich die Goldmedaille gewann, hatte den großen Auftritt von Geiger verhindert. Als Schiedsrichter konnte er natürlich nicht ein Endspiel mit deutscher Beteiligung leiten. Im Falle eines Scheiterns von Qiu war Geiger für die entscheidende EM-Partie vorgesehen gewesen.

Der 30-Jährige ist einer der besten Tischtennisschiedsrichter der Welt. Das hat er seit den European Championships in München quasi schriftlich. Bis dahin hatten erst vier ­Referees weltweit das Abzeichen „Golden Badge“ erhalten, nun zählte Geiger zum nächsten Quartett, dem als Jüngster der Adelstitel unter den bis zu 300 international tätigen Unparteiischen verliehen wurde.

Bei einer Prüfung erzielte der Bezirksligaspieler des TV Bühl mit 90 Punkten die maximale Ausbeute. Geiger wird geschätzt für seine ruhige Art und den Umgang mit den Spielern. Natürlich gilt im Tischtennis die Binsenweisheit, dass ein Schiedsrichter im Idealfall nicht auffällt.

In seiner Sportart, sagt Geiger, sei das auch leichter als beim Fußball. Obwohl es auch im Tischtennis Karten gibt, müssen sie nicht für Schwalben oder hässliche Fouls gezückt werden. „Die Spieler sind sehr fair und zeigen von sich aus automatisch kaum zu erkennende Kantenbälle des Gegners an oder stoppen den Ballwechsel im Einvernehmen, wenn es einen Netzaufschlag gibt“, betont der Sohn des ehemaligen Präsidenten des Deutschen Tischtennis-Bundes, Michael Geiger.

Unstimmigkeiten gibt es bei seinen Einsätzen höchstens bei den Aufschlägen. Die Bälle müssen aus der flachen Hand ohne Spin 16 Zentimeter vertikal hochgeworfen werden und dürfen nicht mit einem Körperteil verdeckt werden. Vor allem das gibt es manchmal zu bemängeln, wobei Geiger da nicht gleich auf Fehlaufschlag entscheidet, sondern erst einmal „rechtzeitig mit einer Verwarnung“ Besserung einfordert. „Blöd wird es erst beim zweiten Fehlaufschlag“, weiß der Schiedsrichter um die dann häufig einsetzenden unersprießlichen Diskussionen.

Dafür, dass ihm Beschimpfungen erspart bleiben, gibt es aber auch deutlich weniger Geld als bei den Kollegen vom Fußball. Als Golden-Badge-Schiri steigt der Tagessatz für Geiger nun von 100 bis 125 Euro auf etwa 145 US-Dollar bei Topturnieren. Dazu kommen Kost und Logis sowie die Flugtickets. Es bleibt also ein reines Hobby: „Etwa die Hälfte meiner 30 Urlaubstage verwende ich dafür“, bekennt Geiger und bevorzugt „so kurze Turniere wie die EM“. München sei ideal gewesen.

Selbst wenn es in München zu 100 Prozent optimal gelaufen wäre mit dem Einsatz im Finale – an einem noch höheren Ziel hätte sich bei Geiger nichts geändert: „Die Olympischen Spiele in Paris 2024 wäre ich gerne dabei.“ Was für Sportler angeblich gilt, ist für Schiedsrichter bei Olympischen Spielen wirklich wahr: Dabei sein ist alles. Aber es komme vielleicht zu früh für ihn, gibt Geiger erstaunlicherweise zu bedenken. Aus Europa würden nur acht Schiedsrichter ­nominiert.

Acht? Das sollte doch für den gerade ausgezeichneten Bühler machbar sein – und auf das Einzelfinale darf er dann auch schielen. Selbst wenn die deutschen Asse um Dang Qiu, Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov wieder als Mannschaft ins Endspiel einziehen, wie Geiger hofft, beim Herreneinzelfinale stehen sich dagegen vermutlich wieder zwei Chinesen gegenüber.

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