piwik no script img

Wenn man sich von einem Eis mal ausbremsen lässt

Berlin-Prenzlauer Berg

Rund 165.000 Einwoh­ner:innen.

Die Geschichte mit dem Eis spielt in der Erich-Weinert-Straße, die nach dem Schriftsteller (1890–1953) benannt wurde.

Hey“, ruft es neben mir über den Baustellenlärm hinweg, „hey!“ Widerwillig drehe ich den Kopf nach links. Es ist heiß, mein Sohn, den ich im Schlepptau habe, hätte jetzt gerne ein Eis und will weiter. Man wird in der Stadt ja öfter mal ausgebremst auf den ausgetretenen Pfaden, die man den ganzen Tag entlanghetzt: Spen­den­samm­le­r*in­nen für Tiere, Kinder oder den Weltfrieden (alles noble Anliegen). Tourist*innen, die nach dem Weg „to the Checkpoint Charlie“ fragen, auch wenn sie schon da sind (ist ja auch okay).

Bauarbeiter sind mir in der Hinsicht bislang nicht auffällig geworden. Ihr Berufsstand glänzte bisher eher mit blöden Kommentaren, wenn man in kurzer Hose vorbeijoggte. Aber jetzt jogge ich ja nicht. Da zieht der Bauarbeiter strahlend ein Eis aus einer angebrochenen Familienpackung. „Willst du? Wir haben zu viel, schaffen wir nicht.“ Kurz darauf schleckt das Kind zufrieden am Schokoeis, und wir sparen uns den Weg zur Eisdiele. Man sollte sich öfter ausbremsen lassen. Und der nette Bauarbeiter hat so ganz nebenbei gleich seinen Berufsstand ein bisschen rehabilitiert, zumindest für mich. Anna Klöpper

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen