: Zeit für Dünnpfiff
Die Federweißer-Saison beginnt an allen Orten
Die wahren Kenner der Weinjahreszeiten sitzen offenbar in der Bildredaktion der Süffelagentur dpa. In diesen Tagen nämlich beginnt noch vor der regulären Weinernte die Federweißer-Zeit. Der weiße Traubenmost wird in den gängigen Weinanbaugebieten gerade als Vorstufe zum fertig vergorenen Wein gewonnen. Der Federweißer ist süß und sauer zugleich, und manche besonders Südwestdeutsche schwören auf den lecker schmakeligen Most. Allerdings verursacht das halbgegorene weinartige Gesöff auch bei den meisten Normalsterblichen einen kräftigen Dünnpfiff, gegen den Montezumas Rache ein laues Lüftchen ist. Offensichtlich ist dieser enge Zusammenhang auch den zuständigen Kräften der dpa bekannt, die gestern als Bild zur anstehenden Federweißer-Saison ein Foto auf die Ticker schickten, das alles sagt: „Ein Toilettenhäuschen steht in einem Weinberg“, so dpa. In diesem speziellen Fall bei Müncheroda in Sachsen-Anhalt, wo derzeit Trauben der Sorte Solaris zur Herstellung von 3.000 Litern Federweißer geerntet werden. Damit wenigstens die schwer arbeitenden Pflücker dem gnadenlosen Darmspüler nicht ganz wehrlos ausgeliefert sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
