wortwechsel
: „Dieses Zivilisieren ist ein Terrorisieren!“ (Karl May)

Das Buch zum Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ nahm der Ravensburger Verlag wieder vom Markt – höchste Zeit für eine rassismus- und ideologiekritische Karl-May-Kritik?

Karl Friedrich May, geboren am 25. Februar 1842 in Ernstthal, gestorben am 30. März 1912 in Radebeul. Hier in seinem historischen Kostüm als Old Shatterhand   Foto: teutopress/imago

„Aufregung um „Winnetou“-Buch: Man muss loslassen können. Die Welt von Karl May gehört für viele zu lieb gewonnenen Kindheitserinnerungen. Das rechtfertigt aber nicht, gegenüber Unrecht und Rassismus blind zu sein“, taz vom 24. 8. 22

Ein Vorbild für Toleranz?

Karl May und Winnetou waren für mich immer, genau wie Cooper‘s Lederstrumpf, ein Vorbild für Toleranz zwischen den verschiedenen Völkern. Im Falle Karl May und Winnetou vielleicht maximal etwas kitschig, aber weit davon entfernt, Rassismus zu zeigen!

Hinzu kommt ein interessanter, dem deutschen Rassismusjäger zum Trotz historischer Fakt: 1890 gastierte William Cody alias Buffalo Bill mit seiner Wild West Show in Deutschland. Zu der Darstellung dieser Show gehörten auch Sioux, die – dem gängigen Klischee entsprechend – in der Show als Wilde agierten. Einzig in Deutschland zeigte sich das Publikum wenig amüsiert über diese Darstellung der Indianer. Zahlreiche dieser Sioux sagten nachweislich, nirgends seien sie von Weißen so herzlich willkommen geheißen worden und so tolerant behandelt worden wie in Deutschland! Der Grund ist ganz einfach: die Deutschen hatten durch die sehr weit verbreiteten Karl-May-Romane eine ganz andere Sichtweise auf die indigenen Völker Amerikas. Und deshalb hat Karl May mit seinen Romanen weit mehr für diese indigen Völker getan, als es die heutigen Rassismuskrakeler tun!

Michael Bestetda, Altena

Zum Gram der Mehrheit?

Sehr geehrte Redaktion, In Ihrem Artikel machen Sie es sich etwas zu leicht. Nicht die Gesellschaft will sich ändern – es sind einige wenige, die Macht der Minderheiten, welche alles und jeden zwingen wollen, dieses oder jenes sofort umstürzlerisch zu verändern. Einerseits frage ich mich, haben wir derzeit keine anderen Probleme, um welche wir uns vorrangig kümmern sollten? Andererseits frage ich: Wann kommt auch mal wieder die Mehrheit zu Wort? Davon abgesehen, ich empfehle eine weltweite Bücherverbrennung von allen erfundenen/fiktionalen Geschichten. Dann muss sich keine Prinzessin, kein Einhorn, keine Märchenfigur und all die anderen, armen, diskriminierten Seelen mehr grämen.

Ja, wir haben es weit gebracht in diesem Strudel aus Vorwürfen, Ermahnungen und Moral-Finger-Winken. Ich wünsche mir gesunden Menschenverstand. Schade, dass es nicht genügt, meine E-Mail anzugeben. Obwohl ich davon ausgehe, dass meine Meinung sowieso nicht öffentlich gemacht würde. Deshalb grüßt Sie auf diese Weise: I.F.

Winnetou verherrlicht?

Als jemand, den die Bücher von Karl May durch Kindheit und Jugend begleitet haben, bin ich einigermaßen erschrocken darüber, was Sie dem Autor unterstellen. Sie schreiben: „Niemand muss sich seine persönlichen Kindheitserinnerungen kaputtmachen lassen. Aber dass die Winnetou-Verherrlichung einfach so weitergehen soll, als hätte die Kritik daran nichts mit dem Kampf um eine gerechtere Welt zu tun, ist rücksichtslos. Man muss auch loslassen können.“ Diese Zeilen sind besonders deutlich. Und leider falsch. Lesen Sie doch bitte einmal nach in Winnetou Band 1. Die Einleitung. Geschrieben 1892! Sie werden erkennen, dass wir auf der Suche nach einer „gerechteren Welt“ viel weiter wären, wenn wir uns diese Gedanken zu eigen gemacht hätten. Karl May kann dabei helfen – ganz sicher aber steht er dabei nicht im Weg!

Baldur von Berlepsch, Vöhl

Das I-Wort: Indigene

Sie schreiben hier über das „vermeintlich Gute“, das bei Karl May üblicherweise siegt. Friede siegt über Krieg, Völkerverständigung siegt über Völkerhass, Freundschaft siegt über Feindschaft – alles das ist vermeintlich Gutes?

Ich hatte die politische Linie der taz bisher anders verstanden. Ich werde trotzdem von meinem taz-Abo nicht „loslassen können“! Zur Sache mit den „stereotype(n) Darstellungen indigener Menschen“: Gab es schon mal einen taz-Artikel, der ganz ohne Stereotypen auskam? Bezüglich der lustigen (vom schwierigen Kampf gegen Alltagsrassismus ablenkenden) Diskussion um N-, M-, I-, Z- und sonstige A-B-C-Wörter: Das I-Wort Indigene (auf deutsch Eingeborene), das ist wirklich sehr problematisch; denn dieses Wort stammt ja nun offensichtlich aus einer überheblichen „zivilisierten“ Sichtweise der Welt – auch wenn manche „Eingeborene“ es heute selbst benutzen.

Bin gespannt auf die Berichterstattung der taz über den Kongress der Karl-May-Gesellschaft vom 6. bis 9. 10. in München!Sigbert Helle, Preten

„Debatte um Umgang mit Karl May: Winnetous Schmerzen. Es gibt gute Gründe dafür, den Band „Der junge Häuptling Winnetou“ zurückzuziehen. Ein lebendiger Umgang mit den Werken Karl Mays sieht anders aus“, taz vom 27. 8. 22

Die größte Männerliebe!

Winnetou und Old Shatterhand – das war die (!) große Liebe zwischen Männern, die in den Fernsehern des letzten Jahrtausend lief. Natürlich war das utopischer Firlefanz, der mit der Realität nichts zu tun hatte. Aber wer wollte schon in der miefigen Realität steckenbleiben?

Rudolf Fissner auf taz.de

Das Problem ist, dass sich kleinbürgerliche Wörterklauber an Bildern und Wendungen wundreiben – und echt reaktionäre Machwerke ignorieren: Die in gutbürgerlichen Kreisen immer noch beliebten Backfischromane, insbesondere die Trotzkopfmachwerke – da wünschte ich mir eine Fortsetzung: Trotzkopf in Hell! Euromeyer auf taz.de

Befreit Leonard Peltier!

Komisch, mir war schon als 9-Jähriger klar, dass die Apachen/Indianer die Unterdrückten waren. Dank Karl May! Heute nehme ich auf meiner Homepage pro Leonard Peltier Stellung, der für viele Indigene immer noch im US-Knast sitzt. Martin L. auf taz.de